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Weltraumschrott

Ja, es ist wahr - der Mensch ist und bleibt der größte Umweltverschmutzer. Nicht nur, dass wir unseren schönen Planeten verschandeln und unseren eigenen Lebensraum vergiften, nein, wir müllen seit 50 Jahren auch noch den Weltraum rund um die Erde zu. Was da inzwischen alles herumschwirrt, ist gar nicht zu erfassen. Nur Teile, die größer sind als 10 cm, können überwacht werden. Die Gefahr, dass sie mit funktionierenden Satelliten zusammenstoßen und diese beschädigen, ist recht groß. Aber auch winzige Teile können noch Schaden anrichten, indem sie beispielsweise Löcher in Solarpaneelen schlagen. Es wird höchste Zeit, dass wir da oben einmal gründlich aufräumen!

Wie kommt der Schrott in den Weltraum?

Es ist eine große Leistung, seinen Heimatplaneten zu verlassen und ins All aufzubrechen. Das ist uns 1958 mit dem ersten Satelliten im All gelungen und dann später auch persönlich, als 1961 Juri Gagarin als erster Mensch die Erde umkreiste. Leider haben die Missionen in den Weltraum auch unschöne Begleiterscheinungen wie das hohe Aufkommen von Müll und Schrott.

Schon die Apollo-Missionen zum Mond sorgten für etliche Tonnen Schrott im All, denn die Raumkapseln der Astronauten wurden mit Saturn-V-Raketen auf den Weg zum Mond gebracht. Waren deren Raketenstufen ausgebrannt, wurden sie abgeworfen, da sie nicht mehr benötigt wurden. Einige davon fielen zurück zur Erde und verglühten in der Atmosphäre. Andere Raketenteile aber schwirren auch heute noch im Erdorbit herum.

Einiges an Weltraumschrott ist sogar auf den Mond gestürzt und zeugt dort gemeinsam mit aufgeprallten Satelliten, ausgedienten Mondfahrzeugen, Forschungsrobotern, einer Flagge und diversen Ausrüstungsgegenständen von der Wegwerfmentalität der Menschen.

WeltraummüllAuch nach den Besuchen auf dem Mond herrschte reger Verkehr im All, Raumstationen wurden errichtet und häufig angeflogen. Dabei fielen wieder ausgebrannte Raketenstufen an.

Bei Weltraumspaziergängen, also Ausstiegen aus der Raumstation, um an ihrer Außenseite etwas zu montieren oder zu reparieren, gingen Werkzeuge (Schraubenzieher, ganze Werkzeugtasche) oder andere Dinge (Handschuh, Zahnbürste und Kamm) verloren. Und leider wurden auch Müllsäcke, also ganz normale Abfälle, einfach ausgesetzt, in der Hoffnung, sie würden irgendwann in der Erdatmosphäre verglühen.

Heutzutage wird der Müll in dem Raumtransporter gesammelt, der die Raumstation ISS auch mit Frischwaren versorgt. Der Transporter bleibt für einige Monate an der ISS angedockt und wird als Mülltonne genutzt. Später bringt man ihn durch einen kontrollierten Absturz zum Verglühen. Falls du also einmal eine besonders große Sternschnuppe sehen solltest, könnte es auch sein, dass dies Weltraummüll war, der in die Atmosphäre eintauchte und einen letzten Gruß schickte.

Der größte Teil des Weltraumschrotts besteht also aus Trägerraketen und ausgebrannten Raketenstufen. Dazu kommen noch Satelliten, die nicht mehr funktionieren und nun ohne Kontrolle die Erde umkreisen. Bei Zusammenstößen entstehen kleinere Bruchstücke und Trümmerwolken, die nicht weniger gefährlich sind als die großen Teile. Sie haben eine enorme Geschwindigkeit (bis zu 36000 km/h) und können große Schäden anrichten, wenn sie funktionierende Satelliten oder die Raumstation treffen.

Schon kleine Partikel können beim Aufprall Löcher in Solarpaneelen oder auch Raumfähren reißen. Das passierte dem Spaceshuttle Challenger 1983, als ein Farbsplitter gegen ein Fenster prallte und dort ein Loch von einem halben Zentimeter erzeugte. Das hört sich klein an, ist aber sehr gefährlich, denn ein Loch im Spaceshuttle oder der Raumstation bedeutet, dass die Luft aus dem Inneren ins Weltall entweicht - eine lebensbedrohliche Situation für Astronauten!

Was kann man dagegen tun?

Um Schäden zu verhindern und Raumflüge unbeschadet durch den Trümmergürtel zu geleiten, wird der Schrott von der Erde aus überwacht. Das ist aber nur für Teile möglich, die größer als 10cm sind. Davon gibt es mehr als 18000. Die Zahl kleinerer Bruchstücke wird auf 48000 geschätzt, aber genau weiß das niemand.

Sicher ist nur, dass bei jedem Zusammenprall der Teile untereinander oder mit Raumfahrzeugen bzw. Satelliten noch mehr kleine Trümmerstücke entstehen. Inzwischen werden für Satelliten und empfindliche Messgeräte im All Schutzschilde entwickelt und installiert, um Schäden durch Weltraumschrott zu verhindern.

Da die Erdanziehungskraft auch im Erdorbit noch wirkt und im erdnahen Raum eine ganz schwache Atmosphäre vorhanden ist, werden die Teile des Weltraumschrotts leicht abgebremst und befinden sich auf einer Spiralbahn Richtung Erde. Irgendwann werden sie in die Erdatmosphäre eintreten und dort verglühen. Damit löst sich das Problem Weltraumschrott von selbst.

Allerdings befinden sich die meisten Teile auf hohen Umlaufbahnen und werden so noch viele Jahrzehnte und sogar Jahrhunderte die Erde umkreisen! Von einer Entwarnung kann also auf lange Sicht keine Rede sein. Um künftige Raumfahrtmissionen und auch die für uns so wichtigen Satelliten nicht zu gefährden, wäre eine Aufräumaktion im Weltall dringend nötig.

Der Satellitencrash vom 10. Februar 2009

Am 10.02.2009 kam es in 780 km über der Erdoberfläche zu einem folgenschweren Zusammenstoß. Ein amerikanischer Kommunikationssatellit der Serie Iridium 33 kreuzte unglücklicherweise die Bahn des ausgedienten russischen Satelliten Kosmos 2251, sodass die beiden ungefähr im rechten Winkel aufeinanderprallten. Sie trafen sich mit einer Relativgeschwindigkeit von ca. 11,5 km/s, das sind immerhin 41 400 km/h!

Dabei entstanden zwei Trümmerwolken, die sich nun entlang der ehemaligen Satellitenbahnen rund um die Erde verteilen. Wie viele Trümmerteile entstanden sind, lässt sich nicht genau sagen, aberdoch ungefähr abschätzen. Die Zahl der größeren Trümmer ist mit 700 angegeben. Diese stellen nun eine enorme Gefahr für Erdbeobachtungssatelliten dar, die ebenfalls in einer Höhe von 700 bis 800 km über der Erde unterwegs sind. Das betrifft vor allem die europäischen Satelliten ERS-2 und Envisat. Trümmerteile könnten mit ca. 54 000 km/h auf diese Satelliten prallen und sie dabei enorm schädigen und vielleicht wieder neue Trümmer erzeugen.

Seit Beginn der Raumfahrt kam es zu etwa 220 Explosionen von Raumfahrzeugen und ihren Raketenstufen. Die meisten davon geschahen unbeabsichtigt. Es gab aber auch Explosionen im erdnahen Weltraum, die mit voller Absicht erzeugt wurden. So genannte Killersatelliten wurden auf unterschiedlichen Umlaufbahnen getestet und gezielt zerstört, worauf Tausende Trümmerteile entstanden.

Manchmal werden auch ausgediente Satelliten zur Explosion gebracht. Leider entstehen dabei Fragmente, die eine sehr hohe Zusatzgeschwindigkeit erhalten und sich dadurch über viele Bahnhöhen verteilen können. Dort stellen sie dann ein Risiko für intakte Satelliten dar.


Hoffnung in Sicht?

Im April 2013 diskutierten rund 350 Experten aus aller Welt am European Space Operations Centre der ESA in Darmstadt über Weltraummüll, dessen Vermeidung und über Strategien, wie sich der Weltraum rund um die Erde wieder von Raketenstufen, Trümmerteilen und ausgedienten Satelliten säubern lässt. Dabei herrschte Einigkeit darüber, dass künftige Missionen nicht nur so ausgelegt sein müssen, dass dabei kein neuer Weltraummüll entsteht, sondern möglichst bald auch mit einer ersten Pilotmission zur Säuberung von wichtigen Orbitregionen rund um unseren Heimatplaneten begonnen werden muss.

Seit Beginn des Weltraumzeitalters haben unzählige Raumfahrtmissionen Reste und Trümmer im Weltraum hinterlassen, die bis heute um die Erde kreisen. Ignoriert man das Problem weiterhin, könnte es im Laufe der kommenden Jahrzehnte so viele Trümmerteile im Erdorbit geben, dass es unter ihnen zu kaskadenartigen Kollisionen kommt. Dadurch würde im erdnahen Weltraum so viel Weltraummüll entstehen, dass Raumfahrt praktisch nicht mehr möglich ist.

Die Dienste von Satelliten aber sind aus unserem heutigen Leben kaum noch wegzudenken. Den Wert der derzeit im All existierenden Infrastruktur aus rund 1.000 aktiven Satelliten schätzen die Experten auf rund 100 Milliarden Euro. Der Verlust dieser Satelliten würde allerdings für die globale Wirtschaft einen Schaden bedeuten, der erheblich über diesem Wert liegen dürfte.

Die ESA hat inzwischen die Entwicklung von Verfahren zur Beseitigung von Weltraummüll zu einem strategischen Ziel erklärt. Das Problem sei allerdings ein globales und müsse international angegangen werden, auch auf Ebene der Vereinten Nationen. Mit der Initiative Clean Space ("Sauberer Weltraum") will die ESA neue Technologien entwickeln, mit denen Objekte eingefangen und kontrolliert zum Absturz gebracht werden können. Eine entsprechende erste Mission wird bereits geprüft.

Quelle: astronews.com

Tags: Probleme, Raumfahrt

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