Sommerzeit Normalzeit

Beim Begriff Zeitumstellung denkt man zuerst an die Zeremonie, die wir zweimal im Jahr gemeinschaftlich durchführen (müssen), nämlich die Uhrumstellung im Frühjahr und im Herbst, mit der wir die Sommerzeit einstellen. Daneben gibt es noch weitere Manipulationen am Zeitablauf. Alle 4 Jahre haben wir einen zusätzlichen Tag im Kalender stehen - den Schalttag (29. Februar). Und dann gibt es noch die Schaltsekunde, die je nach Bedarf in unregelmäßigen Abständen an das Ende eines Jahres angehängt wird.

Hier betrachten wir die Zeitumstellung für die Sommerzeit genauer und wollen vor allem eines ergründen: WARUM wird das überhaupt gemacht? Weshalb es alle 4 Jahre einen Schalttag bzw. ein Schaltjahr gibt und wozu eine Schaltsekunde nötig ist, erfährst du, wenn du die Begriffe anklickst.

Sommerzeit - eine Stunde Zeitumstellung

Am letzten Märzwochenende eines jeden Jahres stellen wir die Uhren um eine Stunde vor - die Sommerzeit beginnt. Der Tag der Zeitumstellung ist um eine Stunde kürzer als gewöhnlich, da wir (theoretisch) um 2 Uhr am Sonntag die Zeiger der Uhr auf 3 Uhr vordrehenUhr um eine Stunde vorstellen (natürlich kann man die Uhr auch noch im Laufe des Sonntags um eine Stunde vorstellen).

Dafür bleibt es dann abends eine Stunde länger hell. Natürlich bleibt es gleichzeitig morgens eine Stunde länger dunkel. Da aber die Sonne im Frühling täglich ein klein weinig früher aufgeht, gleicht sich das rasch wieder aus.

Diese Zeitumstellung ist astronomisch gesehen nicht notwendig und eine Erfindung der Neuzeit. Die Idee dahinter ist die, das Tageslicht länger nutzen zu können. Wenn es abends noch hell ist, muss das Licht nicht eingeschaltet werden - so sparen wir Energie und sind auch körperlich länger aktiv, da man noch draußen im Garten arbeiten oder auf der Terasse den Tag ausklingen lassen kann.

Uhr um eine Stunde zurückdrehenIm Winter bringt uns die Zeitumstellung nichts, da es morgens noch dunkel ist, wenn wir aus dem Haus gehen, und am Nachmittag wird es frühzeitig dunkel. Beginn und Ende der natürlichen Beleuchtung durch die Sonne befinden sich mitten in der Zeit menschlicher Aktivitäten, eine Verschiebung der Uhrzeit hätte keinen Effekt. Also stellen wir die Uhr am letzten Oktoberwochenende wieder zurück auf Normalzeit.

Jetzt bekommen wir die eine Stunde wieder, die uns im Frühjahr genommen wurde. Die Prozedur ist die Gleiche wie im Frühjahr, nur umgekehrt - am Sonntag um 3 Uhr werden die Uhrzeiger auf 2 Uhr zurückgedreht. Die Stunde von 2 bis 3 findet also ein zweites Mal statt.


Wer macht mit bei der Sommerzeit?

Ganz hoch im Norden und ganz tief im Süden

In nördlichen Breiten wie z.B. in Nordeuropa sinkt die Sonne im Sommer nur für kurze Zeit unter den Horizont. Ab dem Polarkreis geht sie gar für einige Tage bis Wochen überhaupt nicht unter. Hier herrscht der Polartag. Es ist praktisch rund um die Uhr hell, nur um Mitternacht herum wird es etwas dämmrig, aber nicht richtig dunkel. Eine Verschiebung der Uhrzeit hätte hier keine energiesparende Wirkung. Auf eine Umstellung auf Sommerzeit kann verzichtet werden.

Das Gleiche gilt natürlich auch für die südlichsten Regionen der Erde, nur dass dort alles umgekehrt abläuft. Ist am Nordpol Polartag, herrscht am Südpol Polarnacht und umgekehrt.

In der Mitte - am Äquator

In Äquatornähe wiederum haben wir den Fall, dass die Zeiten der Sonnenauf- und Untergänge über das gesamte Jahr hinweg nur geringfügig schwanken. Es gibt keine nennenswerten Unterschiede der Beleuchtungszeit zwischen Sommer und Winter. Die Sonne geht das ganze Jahr über ungefähr zur gleichen Uhrzeit auf und zur gleichen Uhrzeit unter. Also ist auch hier eine Umstellung auf Sommerzeit wenig sinnvoll.

Die mittleren Breiten zwischen Pol und Äquator

Die meisten Länder, die an der Umstellung auf Sommerzeit teilnehmen, liegen in den mittleren Breiten. Dazu gehören alle Mitgliedstaaten der Europäischen Union und des europäischen Wirtschaftsraumes (außer Island). Dann nehmen noch folgende Staaten an der Zeitumstellung teil:
Albanien, Andorra, Armenien, Aserbaidschan, Weißrussland, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Kroatien, Libanon, Liechtenstein, Marokko, Mazedonien, Moldawien, Monaco, Montenegro, Russland, San Marino, Schweiz, Serbien, Tunesien, Türkei, Ukraine und Vatikanstadt.

Ebenfalls eine Sommerzeit, nur in einem anderen Zeitraum, gibt es in: Afghanistan, Ägypten, Argentinien, Australien, Bahamas, Bermuda, Brasilien, Chile, Iran, Israel, Kanada, Mexiko, Mongolei, Namibia, Neuseeland, Pakistan, Palästinensische Autonomiegebiete, Paraguay, Syrien Uruguay und den USA.

Auf der Südhalbkugel der Erde wird die Uhrzeit zum Teil auch umgestellt, nur eben gegenteilig zu Europa. Der Sommer der Nordhalbkugel ist zeitgleich der Winter der Südhalbkugel und umgekehrt. In Namibia zum Beispiel stellt man auf Sommerzeit um, wenn in Europa der Winter vor der Tür steht. In Namibia ist dann gerade Frühling. Eine weltweit einheitliche Bezeichnung der Sommerzeit könnte der englische Ausdruck "Daylight Saving Time" sein, was übersetzt soviel wie "Tageslicht aufsparende Zeit" heißt.


Geschichtliches zur Sommerzeit

Eingeführt wurde die Sommerzeit erstmals 1916 in Deutschland und Österreich und auch in Irland. Der Grund war die Aussicht auf eine Energieeinsparung, weil man die zusätzliche Stunde Tageslicht am Abend ohne elektrisches Licht, Petroleum oder Gas nutzen konnte. 3 Jahre lang hielt man sich daran, dann wurde die Sommerzeit wieder abgeschafft.

Zwischen 1919 und 1939 gab es keine Zeitumstellung, doch 1940 startete man einen neuen Versuch. Allerdings mit dem großen Unterschied, dass die Uhr im Herbst nicht wieder zurückgestellt wurde. So kam es, dass von April 1940 bis November 1942 durchgehend die Sommerzeit galt. In den darauf folgenden Jahren wurde dann doch wieder im März oder April die Uhr vorgestellt und im Oktober zurückgedreht. Das endete dann 1949. Zwischen 1950 und 1979 gab es in Deutschland keine Sommerzeit.

1980 wurde die Sommerzeit wieder eingeführt und galt einheitlich für BRD, DDR und Österreich von März bis September. Seit 1996 gilt die Sommerzeit einheitlich für ganz Europa vom letzten Märzwochenende bis zum letzten Oktoberwochenende.

Die Sommerzeit wurde ursprünglich eingeführt, weil man sich durch die geschicktere Ausnutzung des Tageslichts eine Senkung des Energieverbrauchs erhoffte. Ob dieses Ziel wirklich erreicht wird, ist heftig umstritten. Und auch weiterhin wird fleißig über den Sinn und Unsinn der Sommerzeit debattiert werden. Dann kommt noch hinzu, dass die Umstellung der Uhrzeit unabhängig von einer eventuellen Energieeinsparung etliche Probleme mit sich bringt, die jeder von uns schon einmal selbst verspürt hat. Im Folgenden dazu mehr.


Auswirkungen der Sommerzeit

  • Jeder muss zweimal im Jahr zahlreiche Zeitgeber umstellen. Die Gefahr, einige zu vergessen ist groß, zumal immer mehr technische Geräte wie DVD-Player, Heizungsanlagen, Autos, Telefone und dergleichen zunehmend eigene Uhren enthalten.
  • Manche öffentliche Uhren werden nicht rechtzeitig umgestellt und zeigen noch einige Tage lang die falsche Uhrzeit an. Einige werden sogar überhaupt nicht umgestellt.
  • Züge kommen im Frühjahr rein rechnerisch um eine Stunde zu spät. Im Herbst dagegen müssen sie eine Stunde lang irgendwo herumstehen, um die überzählige Stunde abzubummeln.
  • Der menschliche Organismus muss sich an die veränderten Zeiten (Weckzeiten, Mahlzeiten usw.) erst anpassen. Der Körper braucht einige Tage bis Wochen, bis er sich daran gewöhnt hat. Im Frühjahr muss man nach der Zeitumstellung eine Stunde eher aufstehen als gewohnt, um pünktlich zur Schule oder zur Arbeit zu kommen. Das kann zu Schlafstörungen und verstärkter Müdigkeit und auch Reizbarkeit führen.

Tags: Zeit

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