Um ins Weltall zu kommen, braucht es einen geeigneten Platz, an dem die gewaltige Rakete ihre Triebwerke zünden, Feuer spucken, Unmengen von Qualmwolken erzeugen und mit mächtigem Getöse himmelwärts starten kann. Das geht natürlich nicht inmitten einer Großstadt. Deshalb werden Weltraumbahnhöfe in dünn besiedelten Gebieten oder auch an der Küste eines Ozeans errichtet. Welche wichtigen Aspekte für die Wahl eines geeigneten Platzes noch bedacht werden müssen, erfährst du auf dieser Seite.
Weltweit gibt es zur Zeit 25 'Bahnhöfe', von denen aus eine Reise ins All möglich ist.
Wie sieht ein guter Standort für einen Weltraumbahnhof aus?
Weltraumbahnhöfe befinden sich zumeist in Äquatornähe, da die Raketen hier den meisten Schwung von der Erddrehung mitnehmen können, wenn sie starten. Die Erde dreht sich von West nach Ost, wobei ein Ort am Äquator mit dem Breitengrad Null die höchste Geschwindigkeit erreicht.
Die Raketen starten in östlicher Richtung, also mit der Erddrehung, und nehmen diesen Drehimpuls mit. Dadurch kann Treibstoff gespart werden. Die Triebwerke der Rakete müssen am Äquator etwas weniger Schub erzeugen, um die Erde zu verlassen und den Orbit zu erreichen. Auf höheren Breitengraden ist eine höhere Schubkraft nötig, da die Erdrotation weniger stark ist.
Hier sehen wir den ersten Start des Space Shuttle Atlantis im Jahr 1985. Quelle: NASA
Ein Weltraumbahnhof muss aber noch weitere Bedingungen erfüllen. Da die Raketen Richtung Osten starten und manch eine den Orbit aufgrund technischer Probleme nicht erreicht, sollte ein großes Gebiet östlich des Bahnhofs nicht besiedelt sein. Es kommt leider ab und zu vor, dass eine Rakete kurz nach ihrem Start explodiert und brennende Trümmerteile zu Boden stürzen.
Aber auch wenn alles reibungslos abläuft, verliert die startende Rakete einige ihrer Teile. Leere Treibstoffbehälter und ausgebrannte Raketenstufen, die für die weitere Reise nicht mehr benötigt werden, werden abgeworfen und verglühen zumeist in der Atmosphäre. Manche erreichen aber trotzdem den Erdboden.
Dann sollte am Standort des Weltraumbahnhofes auch das Wetter gut einschätzbar sein und nicht zu wilde Kapriolen schlagen. Bei starkem Wind und Regen oder bei Schneesturm können keine Starts und Landungen erfolgen. Zudem sollte sich ein Weltraumbahnhof in einem politisch stabilen Gebiet befinden. Gegenden, die ständig umkämpft sind, also keine politische Sicherheit bieten können, sind für Weltraumbahnhöfe denkbar ungeeignet.
Weltkarte mit Weltraumbahnhöfen
Auf dieser Karte sind einige Weltraumbahnhöfe verzeichnet. Wie man sieht, liegen viele von ihnen nicht in der Nähe des Äquators. Es ist recht schwierig, alle Bedingungen, die für einen guten Standort sprechen, in die Realität umzusetzen. Größtes Hindernis dabei sind wohl territoriale Hindernisse. Am günstigsten ist ein Weltraumbahnhof im eigenen Land. Russland liegt hierbei fernab vom Äquator und hat seine Bahnhöfe auf Breitengraden zwischen 42 und 65 Grad, sie liegen also teilweise sogar nördlicher als Deutschland. Zum Vergleich ist die Lage von Berlin eingezeichnet.
Länder mit Weltraumbahnhöfen
Die Europäische Union
... hat ihren Weltraumbahnhof nicht im dicht besiedelten Europa, sondern in Mittelamerika, in Kourou in Französisch-Guayana. Das Land gehört zu Frankreich und grenzt im Osten direkt an den Atlantik. Zudem befindet es sich in Äquatornähe auf dem 5. Breitengrad. Alles in allem also ein idealer Standort.
Die USA
... betreibt insgesamt 3 Weltraumbahnhöfe. Der bekannteste und am häufigsten genutzte ist das Kennedy Space Center in Cape Canaveral in Florida mit dem Atlantik im Osten. 1949 war das zunächst ein Raketenversuchsgelände. Ab 1968 wurde der Ort im Zuge der Mondflüge zum Weltraumbahnhof ausgebaut. Hier starteten und landeten auch die Space Shuttles, die Astronauten und Versorgungsgüter zur Raumstation ISS brachten oder Satelliten im Erdorbit aussetzten.
Auf diesem Bild (Quelle: NASA) haben wir einen Blick auf das Kennedy Space Center in Cape Canaveral, Florida. Im Vordergrund wird gerade das Spaceshuttle Atlantis transportiert.
Im Hintergrund ragt das 'Vehicle Assembly Building' gen Himmel, eine Montagehalle, in der die Spaceshuttles mit dem Außentank und den Feststoffraketen verbunden und für den Start vorbereitet wurden.
Es ist das Wahrzeichen des Kennedy Space Centers, hat eine Höhe von 160,3 Metern, ist 218,2 Meter lang und 157,9 Meter breit. Mit einem Rauminhalt von 3.664.883 Kubikmetern zählt es zu den größten Hallenbauten der Erde und besitzt mit 139 Metern die höchsten Tore der Welt. (Quelle:wikipedia)
Auch Russland
... verfügt über mehrere Startplätze für Weltraumflüge. Hier und auch in China werden sie Kosmodrom genannt. Das bekannteste Kosmodrom ist Baikonur in Kasachstan, von wo der erste Satellit Sputnik und auch der Raumfahrer Juri Gagarin zum allerersten bemannten Besuch des Alls startete. Von hier aus fliegen auch die Sojusraketen los, um Versorgungsgüter zur Internationalen Raumstation zu bringen.
Das Problem der russischen Startplätze besteht darin, dass sie sich nicht am Äquator befinden, sondern auf höheren Breitengraden (von 42 bis 65 Grad nördl. Breite). Dadurch haben russische Raketen einen höheren Treibstoffbedarf.
Weitere Nationen mit Weltraumbahnhöfen
Weitere Weltraumbahnhöfe betreiben die Länder Brasilien, China, Indien, Israel, Kenia und Nordkorea. China besitzt gleich drei Kosmodrome. Zumeist werden von diesen Standorten Raketen gestartet, die Satelliten ins Weltall bringen. Bemannte Raumfahrt dagegen betreiben bisher nur wenige Staaten, weil sie sehr viel teurer und technisch anspruchsvoller ist als die unbemannte Raumfahrt. Die USA und Russland schicken schon seit vielen Jahren Menschen ins All, Indien und China haben erst vor kurzem damit begonnen.
Auch Südkorea ist nun mit dabei, am 10. Juni 2009 wurde der dortige Weltraumbahnhof Goheung eingeweiht. Ab Ende Juli können von hier aus Satelliten in den Erdorbit verbracht werden. Damit ist Südkorea das 10. Land, das aus eigener Kraft und von eigenem Territorium Weltraumraketen starten kann.
Private Weltraumbahnhöfe
Ab 2011 gibt es sogar den ersten privaten Weltraumbahnhof. Die Firma Virgin Galactic ließ in New Mexico einen Startplatz für Weltraumflüge bauen. Zunächst einmal werden suborbitale Flüge angeboten, bei denen die Passaagiere eine Flughöhe von ca. 100 km erleben können. Damit verlassen sie noch nicht die Atmosphäre der Erde, steigen aber wesentlich höher auf als normale Passagierflugzeuge, die in Höhen um die 10km fliegen.