Taurus (lateinisch)
Zeus, der mächtigste Gott der Griechen, verwandelte sich ab und zu in ein Tier, um sich in unauffälliger Gestalt einer Frau nähern zu können, die er begehrte. Einmal verwandelte er sich in einen Stier und entführte die Königstochter Europa nach Kreta.
Europa bekam einen Sohn von Zeus, den sie Minos nannte. Minos wurde dann später König. Bei seinem Palast gab es ein Labyrinth, in dem ein furchtbares Ungeheuer lebte und sich von Menschenfleisch ernährte. Man nannte es Minotaurus.
Viele Krieger versuchten, das Ungeheuer zu bekämpfen, aber erst der Held Theseus schaffte es, den Minotaurus zu töten und auch wieder aus dem Labyrinth herauszufinden, denn die Königstochter Ariadne gab ihm ein Wollknäuel mit, das er auf seinem Weg hinein abspulte. So fand er den Rückweg leicht. Der Minotaurus aber wurde als Sternbild Stier an den Himmel versetzt.
Blick Richtung Osten an einem Herbstabend
Der Stier ist eines der bekanntesten Sternbilder und aufgrund seiner markanten Form und seiner hellen Sterne gut zu finden. Außerdem enthält er gleich zwei bekannte Sternhaufen.
Der Sternhaufen Hyaden hat die Form eines V und bildet den Kopf des Stieres. Der Sternhaufen Plejaden befindet sich an der Schulter.
Bei bildlichen Darstellungen ist der Stier nur zur Hälfte zu sehen, das Hinterteil fehlt. Seine Hörner ragen in das Sternbild Fuhrmann hinein.
Fuhrmann und Stier haben deshalb einen gemeinsamen Stern - Alnath, das Horn des Stieres. Der rote Stern Aldebaran stellt das Auge des Stieres dar.
Aldebaran, der Hauptstern im Stier, ist ein Roter Riese, ein aufgeblähter Stern, der am Ende seines Lebens steht. Sehr lange wird es ihn nicht mehr geben, vielleicht noch einige hundert Jahre. Er ist 68 Lichtjahre von uns entfernt und leuchtet 130mal stärker als unsere Sonne.
Der Stier liegt auf der Ekliptik und gehört zu den Sternzeichen. Er wird also von Zeit zu Zeit von Planeten durchwandert, der Mond zieht einmal im Monat hindurch, und vom 14. Mai bis 21. Juni befindet sich die Sonne in diesem Sternbild.
Dann ist es nicht beobachtbar, da es sich mit der Sonne zusammen am Taghimmel aufhält und mit ihr gemeinsam auf- und untergeht.
Wo am Himmel ist der Stier zu finden?
Den Stier findet man im Herbst und Winter abends am Sternenhimmel. Er steht rechts oberhalb des Orion und unter dem Fuhrmann, mit dem er sich sogar einen Stern teilen muss.
Seine Form macht es uns leicht, ihn zu entdecken, denn die Sterne bilden ein V am Himmel und gleichzeitig einen Sternhaufen, die Hyaden. Mit einem Fernglas wirst du dort ungleich mehr Sterne entdecken als mit bloßem Auge.
Seine Hörner sind vom V um einiges entfernt, aber auch gut zu sehen, da es helle Sterne sind. Außerdem ist der Hauptstern Aldebaran einer der hellsten Sterne des Himmels und aufgrund seiner rötlichen Farbe nicht zu übersehen. Zudem gehört Aldebaran zum Wintersechseck.
Die Ekliptik verläuft genau zwischen den Plejaden und den Hyaden hindurch. Diese Stelle des Himmels wird auch das 'Goldene Tor der Ekliptik' genannt. Zieht der Mars durch den Stier, ist er leicht mit Aldebaran zu verwechseln, da sie beide in rötlichem Licht leuchten.
In der Himmelsgegend um den Stier gibt es zahlreiche offene Sternhaufen. In der Abbildung sind sie durch orange Kreise markiert. Hier lohnt es sich, mit dem Teleskop den Himmel abzusuchen und die Sternansammlungen zu entdecken.
Ebenfalls im Stier finden wir den Krabbennebel oder auch Krebsnebel M1. Er entstand bei einer Supernova-Explosion, die am 11. April 1054 beobachtet wurde. Der explodierende Stern war damals sogar am Taghimmel zu sehen. Seither breiten sich seine Überreste als leuchtender Nebel immer weiter aus. Die Ausdehnung beträgt derzeit zwischen 7 und 11 Lichtjahren. M1 ist außerdem das erste Objekt, das Charles Messier in seinen Katalog eintrug.
Die Plejaden im Stier sind der bekannteste Sternhaufen überhaupt. Man nennt sie auch Siebengestirn. Wer gute Augen hat, erkennt 5 bis 8 der Sterne.
In Wirklichkeit besteht der Sternhaufen der Plejaden aus mehr als hundert blau leuchtenden Sternen, was sich im Teleskop bewundern lässt. Sie alle sind mit ca. 125 Millionen Jahren noch recht jung, jedenfalls in kosmischen Maßstäben.
Die Sterne sind zum Teil sogar noch von feinen Gasnebeln umgeben, aus denen sie sich gebildet haben. Mehr dazu gibt es auf der Seite 'Plejaden'.
Der Sage nach sind die Sterne die sieben Töchter des Riesen Atlas, die vom liebestollen Jäger Orion verfolgt wurden. Um sie vor ihm zu retten, versetzte Zeus sie an den Himmel. Dort folgt ihnen Orion immer noch nach, kann sie aber nie erreichen.
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