Nach drei Jahrzehnten unermüdlichen Einsatzes ist im Jahr 2011 eine sehr erfolgreiche Ära zu Ende gegangen - die der Space Shuttles. Hauptaufgabe der Shuttle-Missionen war der Transport von Bauteilen zur Internationalen Raumstation ISS und die Versorgung der Raumstation und der dort befindlichen Astronauten mit frischen Lebensmitteln, Wasser, Treibstoff und Ersatzteilen.

Allein 37 Einsätze dienten dem Aufbau der Raumstation. Außerdem brachten die Shuttles zahlreiche Satelliten und Raumsonden ins All, darunter die Weltraumteleskope Hubble und Chandra und die Raumsonden Galileo, Ulyses und Magellan. Mit den Shuttles konnten sogar 7 Reparaturmissionen bewerkstelligt werden, 5 davon dienten dazu, das Weltraumteleskop Hubble zu reparieren oder durch Austausch von Instrumenten und Bauteilen auf den neuesten technischen Stand zu bringen.

Ein Nachfolgesystem ist momentan noch nicht ernsthaft in Sicht, sodass der Transport von Astronauten zur Raumstation und zurück nun ausschließlich von der russischen Sojus durchgeführt werden kann. Für Versorgungsmissionen sind ebenfalls hauptsächlich Sojus-Missionen vorgesehen, außerdem kann ca. alle 2 Jahre das europäische ATV Versorgungsgüter zur Raumstation transportieren.

Die Einstellung der Shuttle-Starts ist durchaus vernünftig, denn die Vehikel sind nach den drei Jahrzehnten ihres Einsatzes nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik und zeigten schon zahlreiche Verschleißerscheinungen, was ja auch kein Wunder ist, da sie bei ihren Flügen sehr starken Belastungen ausgesetzt waren. Allein beim Wiedereintritt traten Temperaturen von 1650 Grad Celsius am Hitzeschild auf, das mit 27 400 Hitzeschutzkacheln ausgekleidet war.

Leider ist eine gleichrangige Nachfolge nicht rechtzeitig konzipiert worden. Die NASA entwickelt zwar derzeit ein 'Multi Purpose Crew Vehicle', doch bis das einsatzfähig ist, werden noch viele Jahre vergehen.

Die Shuttle-Ära (1981 bis 2011) im Überblick

Raumfähren im Einsatz

Insgesamt gab es 135 Missionen, die von 5 Spaceshuttles durchgeführt wurden, plus einem Shuttle für Testflüge ab 1975:

Shuttlestart

  • Enterprise (war ein Prototyp und absolvierte Testflüge, war nie im All), Erststart 17. Oktober 1975
  • Columbia, 28 Einsätze, Ersteinsatz am 12. April 1981, Mission STS-1 (verunglückte am 1. Februar 2003 beim Wiedereintritt, 7 Astronauten starben bei dem Unglück)
  • Challenger, 10 Einsätze (verunglückte am 28. Januar 1986 kurz nach dem Start, 7 Astronauten kamen ums Leben)
  • Discovery, 39 Einsätze
  • Atlantis, 33 Einsätze, flog die allerletzte Mission STS-135 mit Start am 8. Juli 2011 und Landung am 21. Juli 2011
  • Endeavour, 25 Einsätze

Weltraumbahnhöfe und Landeplätze

Die Shuttles starteten vom Weltraumbahnhof 'Kennedy Space Center' in Cape Canaveral, Florida ins All. Die Landungen erfolgten je nach Wetterlage wieder in Florida, auf der 'Edwards Air Force Base' in Kalifornien oder im 'White Sands Space Harbor' in New Mexico. Zusätzlich gab es zahlreiche Notlandeplätze auf der ganzen Welt, einen davon in Köln-Porz (Deutschland).

Zurückgelegte Flugstrecke

Alle Shuttles zusammen legten insgesamt 872 906 380 Kilometer zurück, das entspricht einer Strecke bis zu Jupiter und noch ein Stück darüber hinaus. Die Spaceshuttles umrundeten 21 152 mal die Erde. Dabei hatten sie eine Geschwindigkeit von 28 000 km/h. Insgesamt verbrachten die Shuttles 1333 Tage (3,7 Jahre) im All.

Die Besatzung

Shuttle Crew306 Männer und 49 Frauen aus 16 Ländern flogen in den Shuttles mit, einige davon waren mehrmals im All. Den Rekord halten 2 Astronauten mit 7 Einsätzen. Maximal konnten 8 Personen mitfliegen.

Der älteste Astronaut war John Glenn mit 77 Jahren. Es war im Oktober 1998 sein zweiter Ausflug ins All. 1962 umkreiste er im Rahmen des Mercury-Programms in der Friendship 7 als erster Amerikaner 3mal die Erde.

Der mit 28 Jahren 11 Monaten und 21 Tagen jüngste Astronaut an Bord eines Shuttles war Sultan bin Salman bin Abdul-Aziz Al Saud im Jahr 1985.

Die Shuttles als Transporter

180 Satelliten, Bauteile für die ISS oder andere Nutzlasten brachten die Spaceshuttles in die Erdumlaufbahn, darunter die Weltraumteleskope Hubble und Chandra. Auch einige Spionagesatelliten waren mit an Bord. Maximal 24 500 kg Nutzlast konnte in eine niedrige Umlaufbahn befördert werden, maximal 16400 kg konnten bei einer Mission zur ISS transportiert werden. Insgesamt wurden 1,6 Millionen kg Nutzlast ins All befördert.

Auf dem Rückflug brachten die Shuttles insgesamt 52 Satelliten, Bauteile der ISS oder andere Nutzlasten aus der Erdumlaufbahn zurück.

Die Kosten

Insgesamt kostete das Shuttle-Programm 209 Milliarden US-Dollar (inflationsbereinigt). Umgerechnet auf die einzelnen Missionen kostete ein Shuttle-Ausflug durchschnittlich 1,55 Mrd US-Dollar.


Impressionen aus dem Shuttle-Alltag

Auf diesem Bild haben wir einen Blick auf das Kennedy Space Center in Cape Canaveral, Florida. Das ist einer der drei Weltraumbahnhöfe in den USA.

Kennedy Space Center FloridaIm Vordergrund wird gerade das Spaceshuttle Atlantis transportiert.

Im Hintergrund ragt das 'Vehicle Assembly Building' gen Himmel, eine Montagehalle, in der die Spaceshuttles mit dem Außentank und den Feststoffraketen verbunden und für den Start vorbereitet wurden.

Es ist das Wahrzeichen des Kennedy Space Centers, hat eine Höhe von 160,3 Metern, ist 218,2 Meter lang und 157,9 Meter breit. Mit einem Rauminhalt von 3.664.883 Kubikmetern zählt es zu den größten Hallenbauten der Erde und besitzt mit 139 Metern die höchsten Tore der Welt.

Im nachfolgenden Bild ist das gerade zur Erde zurückgekehrte Shuttle Endeavour 1996 kurz vor dem Aufsetzen auf der Landebahn zu sehen. Es war eine von acht nächtlichen Landungen der Shuttles. Die Rückansicht ermöglicht einen Blick auf die drei Haupttriebwerke. Zusätzlich können die Astronauten das Gefährt noch über 46 mittlere und kleinere Triebwerke steuern.  Im kleinen Bildausschnitt ist das Shuttle Atlantis zu sehen, als es 1995 an der russischen Raumstation MIR angedockt war.

Landung eines Spaceshuttles

Shuttle mit geöffneter Ladeluke Die Shuttles wurden nicht nur zum Transport von Astronauten genutzt, sondern auch um die Internationale Raumstation mit Bauteilen zu beliefern. Im Bild sehen wir das Shuttle Endeavour mit geöffneter Ladeluke während der Mission STS-111 im Jahr 2002.

Auf diese Weise konnten auch Satelliten in eine Erdumlaufbahn gebracht und dann ausgesetzt werden. Und sogar Raumsonden starteten von Bord eines Shuttles, so zum Beispiel die sehr erfolgreiche Jupitermission Galileo.

 Die wichtigste Aufgabe der Shuttles war es, die Verbindung zwischen Erde und Raumstation herzustellen. Im Bild sehen wir die Internationale Raumstation, an der gerade das Shuttle Endeavour angedockt ist.

Shuttle an ISS angedocktDie Mission STS-134 war zugleich die letzte Mission dieses Shuttles. Es lieferte ein Alpha-Magnet-Spektrometer (einen Teilchendetektor für das Weltall) sowie ELC-3, eine Trägerstruktur mit verschiedenen Ersatzteilen und wissenschaftlichen Geräten.

Darüber hinaus befand sich das Material- und Technologieexperiment MISSE-8 in der Nutzlastbucht der Endeavour. Im Mitteldeck wurden weitere wissenschaftliche Geräte und Vorräte transportiert. (Quelle: wikipedia)

Zum Abschluss der Bildserie sehen wir unten noch einen Shuttle-Start. Zu den Starts fanden sich immer viele Zuschauer in der Nähe des Weltraumbahnhofs ein. Es war jedesmal ein spektakulärer Anblick, wenn ein Shuttle sich mit viel Feuer und Rauch und einem ohrenbetäubenden Getöse vom Boden abhob und dann binnen weniger Sekunden den Blicken entschwand.

Start eines Space Shuttles

Quellen: 'Sterne und Weltraum', Ausgabe 9/2011; Wikipedia, 'Space Shuttle'
Die Aufnahmen auf dieser Seite stammen von der NASA (Courtesy NASA/JPL-Caltech).

Tags: Raumfahrt