Hast du dich beim Blick an den Sternenhimmel nicht auch schon gefragt, welche dieser Sterne wohl besonders nahe sind? Oder beim Blick auf einen Sternhaufen wie die Plejaden: wie ist es eigentlich mit den Geschwistern der Sonne, wo sind sie? Denn für gewöhnlich entsteht nicht ein einzelner Stern aus einer Gas- und Staubwolke, sondern gleich ein ganzer Haufen Sterne.
Auf dieser Seite schauen wir uns einmal in der direkten Nachbarschaft zur Sonne um. Welche Sterne sind in einer Entfernung bis ca. 15 Lichtjahren um uns herum zu finden? Welche Rückschlüsse auf die Entstehung unseres Sterns sind dadurch möglich?
Sterne in unserer Nachbarschaft
.. die bislang gefunden wurden.
In direkter Nachbarschaft zur Sonne gibt es nur sehr wenige Sterne, die wir mit bloßem Auge am Sternenhimmel sehen können. Dazu gehören:
das Sirius-System (der bekannte und sehr helle Stern Sirius im Sternbild Großer Hund besteht eigentlich aus 2 Sternen), Abstand: 8,58 Lj
und nicht zu vergessen: das uns naheste Sternsystem Alpha Centauri am südlichen Sternenhimmel, bestehend aus mindestens 3 Komponenten, Abstand: 4,37 Lj
Sirius A ist der hellste Stern an unserem Himmel, aber nicht der naheste Stern. Er hat eine Helligkeit von -1,46mag und besitzt die 2,1fache Masse der Sonne. Er ist 1,7mal so groß wie die Sonne und strahlt 25mal heller als sie. Sirius B dagegen ist ein weißer Zwergstern mit nur 8,5mag. Er ist kleiner als die Erde, besitzt aber ca. 98% der Masse der Sonne.
Was ist klein und rot und ganz in der Nähe?
Nur 2 Nachbarsterne sind vom gleichen Sterntyp (Spektralklasse G) wie unsere Sonne. Die meisten Sterne in unserer Nachbarschaft aber sind rote Zwerge. Rote Zwerge sind sehr viel kleiner als die Sonne und leuchten nur schwach. Kein einziger von ihnen ist mit bloßem Auge zu erkennen. Diese Sterne haben eine sehr hohe Lebensdauer, das Wasserstoffbrennen in ihrem Kern verläuft deutlich langsamer als in massereicheren Sternen. Und so wird es die roten Zwerge auch dann noch geben, wenn unsere Sonne längst ausgebrannt ist.
Mit 4,24 Lichtjahren Entfernung ist der rote Zwerg Proxima Centauri der uns am nahesten gelegene Stern und der am nahesten gelegene rote Zwerg. Dieser Abstand wird in den nächsten paar Tausend Jahren noch unterboten werden, nämlich von Barnards Pfeilstern!
Das ist ebenfalls ein roter Zwerg, der momentan einen Abstand von 5,96 Lichtjahren hat. Er bewegt sich sehr schnell und nähert sich der Sonne. Ungefähr im Jahr 11800 wird er mit nur 3,8 Lichtjahren den kleinsten Abstand zur Sonne haben, dann entfernt er sich wieder von uns. Momentan hat Barnards Pfeilstern eine Helligkeit von 9,54mag und befindet sich im Sternbild Schlangenträger.
Bei einigen der sonnenähnlichen Sterne sind auch schon Planeten nachgewiesen worden, so bei Tau Ceti und Epsilon Eridanus. Und sogar rote Zwerge besitzen Planeten, wie beispielsweise Gliese 674 und Gliese 876. Ob allerdings die Energie eines roten Zwergs ausreicht, um auf seinen Planeten lebensfreundliche Bedingungen zu erzeugen, ist noch umstritten.
Alle Sterne im Abstand bis 15 Lichtjahre
All diese Sterne sind vermutlich keine Geschwister der Sonne. Sie sind ihr zu unähnlich in Aufbau und Alter. Die Geschwistersterne finden wir wahrscheinlich entlang des Orbits der Sonne um das Galaxienzentrum. Die Sonne umkreist das Zentrum der Milchstraße einmal in ca. 230 Millionen Jahren. Verglichen mit ihrem Alter von ca. 4,5 Milliarden Jahren hat sie also schon etliche Runden gedreht, und mit ihr zusammen die vermuteten Geschwistersterne.
Anfangs sind die Sterne einer Gruppe noch nahe beieinander und halten gravitativ zusammen. Bei den Umrundungen der Galaxie aber wird die Gruppe auseinandergezogen, da jeder Stern für sich wiederum unterschiedlichen gravitativen Einflüssen ausgesetzt ist.
Die Sterne also, die einstmals in der unmittelbaren Nachbarschaft zur Sonne gemeinsam mit ihr entstanden sind, können heute einen großen Abstand zu uns haben und sind kaum noch als Geschwistersterne zu identifizieren. Weitere Forschungen in dieser Richtung werden uns neue Erkenntnisse bringen. Vermutlich gibt es im Umkreis von 300 Lichtjahren ca. 60 Geschwistersterne der Sonne.
Der Polarstern wird manchmal auch Polaris oder Nordstern genannt - aus gutem Grund! Er befindet sich nämlich genau im Norden. Nun wirst du sagen, auch andere Sterne sind in nördlicher Richtung zu sehen, nicht nur einer! Das ist richtig. Der Polarstern hat noch eine Besonderheit: Er ändert seine Position im Laufe der Nacht nicht. Er ist stets an der gleichen Stelle des Himmels zu finden. Alle anderen Sterne wandern weiter.
Der Polarstern scheint der Mittelpunkt der Sterne zu sein. Alle Sterne wandern im Laufe der Nacht um ihn herum, nur er bleibt stehen. Der Polarstern selbst ist dabei nur ein relativ unscheinbarer, aber ganz normaler Stern wie viele andere auch. Die Phänomene, die wir beobachten können, hängen mit der Drehung der Erde zusammen.
Blick Richtung Norden an einem Herbstabend
Die Erdachse zeigt zufälligerweise fast genau auf auf den Polarstern. Die Erde dreht sich um diese Achse, einmal in 23h 56min. Da wir auf der Erde stehen und uns mit ihr mitdrehen, scheint es für uns, als stünden wir fest und unbeweglich, und der Sternenhimmel dreht sich um uns. Das ist eine optische Täuschung. Nicht die Sterne drehen sich, sondern wir mitsamt der Erdkugel.
Dabei gibt es zwei Punkte, die sich nicht mitdrehen oder besser gesagt, die sich an Ort und Stelle um sich selbst drehen. Das ist auf der nördlichen Halbkugel, wo wir in Europa leben, die Gegend um den Polarstern. Auch von der südlichen Halbkugel aus gesehen gibt es einen solchen speziellen Ort am Himmel, um den sich scheinbar alles dreht. Nur steht ausgerechnet da kein Stern.
Der Polarstern wird nicht auf ewig der Drehpunkt des Himmels bleiben. Dieser verschiebt sich im Lauf der Jahrhunderte allmählich und wandert weiter. Wie das genau abläuft, erfährst du auf dieser Seite weiter unten und auf der Seite über die Präzession der Erdachse.
Der Polarstern und sein Sternbild
Der Polarstern gehört zum Sternbild Kleiner Bär, das auch Kleiner Wagen genannt wird. Er ist das Deichselende des Wagens oder eben die Schwanzspitze des Bärenkindes. Der Kleine Bär ist das nördlichste Sternbild und stets in Nordrichtung zu finden. Er hängt mit seinem Schwanz am Himmelsnordpol und umkreist ihn fortwährend.
Die Sterne des Kleinen Bären sind normalerweise gut zu sehen, aber nicht sehr auffällig. Sie leuchten nicht so hell wie die der Großen Bärin.
Ist der Himmel zu stark aufgehellt, durch das Mondlicht oder aber durch die Lichter der Stadt, ist es schwierig bis unmöglich, alle seine Sterne zu erkennen. Ein Stern nach dem anderen bleibt unsichtbar, je nach Lichtverschmutzung.
Das Sternbild Kleiner Bär ist darum gut geeignet, die Dunkelheit des Himmels abzuschätzen und den Grad der Lichtverschmutzung festzustellen.
Der Polarstern ist kein sehr auffälliger Stern am Himmel, aber doch gut mit bloßem Auge zu erkennen - wenn man weiß, wo man ihn suchen muss! Dafür gibt es einen guten und einfachen Trick: das Sternbild Großer Wagen (auch Große Bärin genannt) kennt fast jeder und ist ganz leicht am Himmel zu finden. Die Sterne des Großen Wagen sind alle etwa gleich hell und bilden den Umriss eines Handwagens mit Deichsel.
Außerdem ist dieses Sternbild zirkumpolar, das heißt es sinkt nie unter den Horizont, ist also IMMER am Himmel zu finden, zumindest in unseren Breiten hier in Mitteleuropa.
Nun suche den Großen Wagen und schau dir die hintere Kante des Wagens an. Zieht man durch diese beiden Sterne eine Linie, zeigt diese genau auf den Polarstern. Die Entfernung beträgt in etwa die fünffache Länge der Wagenkante (siehe Abbildung).
Großer Wagen und Kleiner Wagen haben zueinander immer die gleiche Position, auch wenn sie sich mitsamt dem Sternenhimmel drehen und dabei manchmal auf dem Kopf stehen. Ihre Deichseln zeigen in entgegengesetzte Richtungen.
Der Polarstern gehört nicht gerade zu den hellsten Sternen am Himmel. Wäre er aber an der Stelle unserer Sonne, könnten wir sehen, dass er in Wirklichkeit sehr hell leuchtet, so unglaublich hell wie 2300 Sonnen! Da er aber 430 Lichtjahre von uns entfernt ist, erscheint er uns eher schwach. Stünde die Sonne an seiner Stelle, könnten wir sie mit bloßem Auge überhaupt nicht wahrnehmen.
Weitere Größenvergleiche von Sternen findest du in der Sternentabelle.
Der Polarstern und der Breitengrad
Da Polaris immer an der gleichen Stelle des Himmels zu finden ist, nämlich genau im Norden, diente er früher der Orientierung auf dem Land, in der Seefahrt und am Sternenhimmel. Mit ihm ist es ganz schnell und leicht möglich, die Himmelsrichtungen festzustellen.
Das war besonders für Seefahrer sehr hilfreich, denn sie verfügen auf offenem Meer über keinerlei Orientierungspunkte. Ringsum gibt es nur Wasser. Welche Richtung soll man nun einschlagen?
Der Polarstern zeigt die Nordrichtung an, und davon lassen sich dann Osten, Süden und Westen ableiten. Bei Tag half der Stand der Sonne weiter (Aufgang im Osten, Höchststand im Süden, Untergang im Westen), bei Nacht konnten sich die Seeleute an Polaris orientieren.
Zur besseren Orientierung kann man sowohl die Erde als auch den Himmel mit einem Koordinatennetz überziehen. Die Oberfläche der Erde ist in Längengrade und Breitengrade unterteilt. Damit hat jeder Ort auf der Welt seine eigenen Koordinaten.
An der dicksten Stelle der Kugel befindet sich der Äquator. Reist man von dort aus nach Norden oder Süden, wechselt man den Breitengrad. Deutschland liegt zwischen dem 49. und 54. nördlichen Breitengrad.
Der Polarstern befindet sich nicht ganz genau am Himmelsnordpol, sondern eine Winzigkeit daneben. Er ist aber zur Zeit der Stern, der dem Nordpol am nächsten kommt.
Der Polarstern gibt nicht nur die Nordrichtung an, sondern auch die geographische Breite des Beobachters. Am Nordpol der Erde steht er genau über unseren Köpfen am Zenit, dem höchsten Punkt des Himmels. Nahe des Erdäquators dagegen ist er knapp über dem Horizont zu finden. Auf der südlichen Halbkugel dagegen taucht er überhaupt nicht auf.
Die jeweilige Höhe des Polarsterns entspricht dem Breitengrad, auf dem man sich gerade befindet.
Der Äquator hat den Breitengrad Null, dort schafft es der Polarstern die ganze Nacht nicht über den Horizont. Auf dem Bild befinden wir uns mitten in Afrika, auf dem 10. Breitengrad Nord.
Der Polarstern steht dort nur knapp über dem Nordhorizont. Höher steigt er nicht, denn er befindet sich auch da immer an der gleichen Stelle, nur eben deutlich tiefer als bei uns in Mitteleuropa.
Südlich des Äquators ist der Polarstern niemals zu sehen.
Einen Südstern gibt es dort aber nicht, wohl aber einen Punkt am Himmel, um den sich der Südhimmel dreht. Denn genau wie das nördliche Ende der Erdachse auf einen festen Punkt am Nordhimmel zeigt, ist das südliche Ende der Erdachse auf einen Punkt am südlichen Sternenhimmel ausgerichtet.
Je weiter man aber nach Norden kommt, desto höher steht der Polarstern am Himmel.
In Deutschland hat er eine Höhe von ca. 50 Grad, je nachdem wo man sich gerade befindet.
Hamburg beispielsweise liegt auf dem 54. Breitengrad, der Polarstern steht hier also 54 Grad hoch, gemessen vom Horizont aus.
In München befindet man sich ungefähr auf dem 49. Breitengrad, also erreicht der Polarstern hier eine Höhe von 49 Grad am Himmel.
So kann man also einerseits mit Hilfe des Sternenhimmels herausfinden, auf welchem Breitengrad der Erde man sich gerade befindet. Andererseits kann man, wenn man den Breitengrad kennt, gezielt am Himmel den nördlichsten Punkt und damit den Polarstern suchen.
Am Nordpol erreicht der Polarstern eine maximale Höhe von 90 Grad, steht also genau über dem Kopf des Beobachters.
Dieser höchste Punkt heißt auch Zenit.
Allerdings halten sich am Nordpol nur ganz selten Menschen auf, die das beobachten könnten, es ist viel zu kalt.
Deshalb ist hier in der Abbildung ein Standort dargestellt, der sich noch auf europäischem Festland befindet. Wir stehen hier auf 70° nördlicher Breite, ganz weit oben in Norwegen.
In Zeiten, als es noch keine GPS-Satelliten im Weltall gab, konnte mit Hilfe des Polarsterns rasch die eigene Position bestimmt werden, egal ob zu Wasser oder auf dem Land.
Wer immer am gleichen Ort bleibt, wird den Polarstern immer an der gleichen Stelle des Himmels finden. Wer unterwegs ist und dabei den Breitengrad wechselt, wird feststellen, dass auch der Polarstern seine Höhe ändert. Einzig seine Nordrichtung wird er immer beibehalten.
Warum dreht sich alles?
Die Sternbilder wandern nachts allmählich über den Himmel, so auch der Kleine Wagen. Da er mit der Deichselspitze fast den Himmelsnordpol berührt, scheint er daran festzuhängen und um ihn herum zu rotieren.
Einzig der Polarstern bleibt die ganze Nacht über an der gleichen Stelle. Wenn du ihn einmal gefunden hast, kannst du ihn immer genau dort wieder entdecken.
Die Drehung des Sternenhimmels ist übrigens eine optische Täuschung. Nicht der Himmel dreht sich, sondern die Erdkugel und wir mit. Wenn eine Drehung vollendet ist, sind genau 23 Stunden und 56 Minuten vergangen, ein Tag ist vorüber.
Auf den Wechsel von Tag und Nacht wurde in der Animation verzichtet, um die komplette Drehung des Sternenhimmels um den Himmelsnordpol darstellen zu können.
Welcher wird der nächste Nordstern?
Vor 2000 Jahren, im Zeitalter der Antike, als in Griechenland viele der heute bekannten Sternbilder benannt wurden, war Polaris noch weit vom heutigen Himmelsnordpol entfernt. Damals stand der untere Kastenstern des Kleinen Wagen, genannt Kochab, dem Nordpol viel näher.
Polaris wird auch nicht für immer und ewig unser Nordstern bleiben. Durch die Taumelbewegung der Erde (Präzession) beschreibt die Erdachse im Laufe der Jahrtausende einen großen Kreis am Himmel.
Dieser Pfad der Erdachse ist auf dem rechten Bild als oranger Kreis dargestellt. Die Markierungen auf ihm sollen Zeitabschnitte mit der Länge von etwa 2000 Jahren andeuten.
In ca. 2000 Jahren wird die Erdachse z.B. auf den oberen Stern des Sternbildes Kepheus zeigen (die Spitze des Häuschens).
Dann wird sich der gesamte Sternenhimmel scheinbar um diesen Stern drehen. Auch der bekannte Stern Wega im Sternbild Leier bekommt irgendwann die Ehre, Polarstern sein zu dürfen. In etwa 13000 Jahren ist es soweit.
Nach insgesamt etwa 25800 Jahren hat sich der Kreis vollendet, und Polaris im Kleinen Bär ist wieder an der Reihe, den Nordpol zu markieren.
Einige Grafiken dieser Seite wurden mit Hilfe der Planetariumssoftware Stellarium erstellt. Dieses Planetarium für den heimischen PC kann kostenlos heruntergeladen und verwendet werden.
Sterne sehen im ersten Moment ziemlich gleich aus. Sie sind über den ganzen Himmel verstreut und funkeln um die Wette. Einige sind ganz hell und auffällig, andere wieder blass und unscheinbar. Wenn du dich aber mit ihnen beschäftigst, wird sich dir eine Welt eröffnen, die überraschend vielfältig und ungeheuer interessant ist!
Das fängt schon damit an, dass der Blick in den Himmel ein Blick in die Vergangenheit ist. Die Lichter der Sterne erreicht uns aus ganz unterschiedlichen Zeiten, je nachdem, wie weit jeder einzelne Stern von der Erde entfernt ist. Das Licht der Sonne erreicht uns bereits nach 8 Minuten, das Licht von Sirius dagegen erst nach 8 Jahren. Somit können wir die Sterne heute nur so sehen, wie sie vor eben dieser Zeit aussahen, als das Licht sie verließ.
Ein weiterer interessanter Aspekt kommt beim Anblick des Sternenhimmels noch hinzu: die Sterne sind unterschiedlich alt und befinden sich in ganz verschiedenen Phasen ihres Daseins.
Die Plejaden beispielsweise sind noch sehr jung, gerade einmal ein paar Millionen Jahre. Im Vergleich zu unserer Sonne mit ihren 4500 Millionen Jahren sind sie geradezu noch Kinder.
Beteigeuze, der rötliche Schulterstern des Orion, steht dagegen kurz vor dem absoluten Kollaps.
Er ist ein Roter Riese mit enormer Ausdehnung, der möglicherweise bald in einer Supernova-Explosion auseinanderbersten wird und nach diesem letzten Aufleuchten einfach aus unserem gewohnten Himmelsanblick verschwindet.
In früheren Zeiten war man noch der Ansicht, die Sterne seien unveränderlich und bestünden ewig. In Wirklichkeit ist es ein ständiges Kommen und Gehen, ein Entstehen und Vergehen, nur eben über lange Zeiträume. Diese Vorgänge können wir erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit beobachten und erkennen, nämlich seit ca. 400 Jahren.
Die Erfindung des Teleskops machte es möglich, mehr am Himmel zu sehen als mit bloßen Augen. Moderne Beobachtungsgeräte sammeln inzwischen nicht nur das sichtbare Licht, sondern beobachten auch in anderen Frequenzbereichen wie z. B. der Radiostrahlung und der Röntgenstrahlung. Anhand der Spektren, die wir dabei erhalten, lässt sich aus der Ferne sogar bestimmen, aus welchen chemischen Elementen ein Stern zusammengesetzt ist.
Aus vielen hunderttausend Beobachtungen, Daten und Überlegungen ergibt sich für uns nun ein Bild des Universums, das es so vor 100 Jahren noch nicht gegeben hat: dadurch, dass wir Sterne in verschiedenen Lebenszyklen beobachten können, lässt sich auf die Entwicklung eines einzelnen Sternes schließen. Wir können die verschiedenen Phasen seiner Entwicklung nachvollziehen und verstehen, angefangen mit seiner Entstehung aus einer Gaswolke bis hin zum mehr oder weniger spektakulären Ausglühen. Und das obwohl das Leben eines Sterns Millionen mal länger andauert als das eines Menschen! Wie das Leben eines Sterns im Einzelnen abläuft, ist hier nachzulesen. Wie sich ein Stern entwickelt und verhält, hängt sehr stark von seiner Masse ab.
Sterngenerationen
In den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts beobachtete der Astronom Walter Baade am Mt.-Wilson-Observatorium in Kalifornien unsere Nachbargalaxie, den Andromedanebel. Dabei fiel ihm auf, dass sich in den Spiralarmen hauptsächlich junge, bläuliche Sterne befinden, im Zentralbereich dagegen rötliche, ältere Sterne. Daraufhin teilte Baade die Sterne in 2 Gruppen ein: Population I für junge Sterne und Population II für alte Sterne.
Weitere Untersuchungen zeigten, dass die Sterne beider Populationen auch unterschiedlich zusammengesetzt sind. Während Sterne der Population II hauptsächlich aus Wasserstoff und Helium bestehen und nur Spuren anderer Elemente enthalten, sind in den jungen Sternen der Population I auch schwerere Elemente zu finden. Diese Sterne, zu denen übrigens auch unsere Sonne gehört, entstanden demnach aus Gaswolken, die zuvor mit schweren Elementen angereichert wurden. Ohne diese schweren Elemente können sich außerdem auch keine festen Körper herausbilden, wie es Planeten, Monde, Asteroiden, Kometen usw. sind. Diese Körper konnten im jungen Universum nicht entstehen. Doch wo kommen die schweren Elemente her?
Zu Beginn des Universums gab es zunächst einmal nur Wasserstoff, geringe Mengen an Helium und lediglich Spuren von Lithium. Alle anderen chemischen Elemente wie z.B. Kohlenstoff, Stickstoff, Silizium und Eisen entstanden erst später im Inneren massereicher Sterne. Deren Lebensdauer ist recht kurz.
Bei der gewaltigen Explosion am Ende ihres Daseins schleudern Sterne die neu produzierten Elemente ins Weltall hinaus und reichern damit Wasserstoffwolken in ihrer Nähe an. Hier können künftig Sterne der Population I entstehen mitsamt Planeten und allem Drum und Dran.
Da selbst Sterne der Population II bereits einen ganz geringen Anteil an schweren Elementen enthalten, muss es vor ihnen schon Sterne der Population III gegeben haben, von denen diese Elemente herstammen. Sie existieren heute nicht mehr.
Entstanden sind sie wahrscheinlich bereits ca. 200 Millionen Jahre nach dem Urknall. Sie bildeten sich aus dem Wasserstoff und Helium der Anfangszeit des Universums und konnten zu wahren Sternmonstern heranwachsen, da alle Materie damals noch enger beisammen war und so Unmengen an Baumaterial zur Verfügung standen.
Für ihren Materiehunger zahlten die ersten Sterne mit einem schnellen Tod. Sehr massereiche Sterne gehen sehr verschwenderisch mit ihrem Brennstoffvorrat um. Nach nur 3 Millionen Jahren ist alles aufgebraucht.
Mit gewaltigen Supernovaexplosionen und wahrscheinlich gar mit Hypernovaexplosionen verabschiedeten sie sich und hinterließen der Nachwelt ihre Asche (= neue Elemente) und ein schwarzes Loch oder einen Neutronenstern. Aus der Sternenasche und dem nach wie vor vorhandenen Wasserstoff entstanden dann wieder neue Sterne, nämlich die Population II. Die Schwarzen Löcher dienten eventuell als Keime für Galaxien (in vielen Galaxien befindet sich im Zentrum ein Schwarzes Loch). Die Sterne der Population III, die ersten Sterne also, beendeten das Dunkle Zeitalter des Universums und brachten es zum Leuchten.
Sterne heute
Die ältesten Sterne, die wir heute beobachten können, befinden sich zumeist in Kugelsternhaufen wie den M13. Sie sind etwa 10 Milliarden Jahre alt.
Es sind relativ kleine Sterne, die sparsam mit ihrem Brennstoffvorrat umgehen und deshalb auch eine sehr lange Lebensspanne besitzen.
Massereiche Sterne, die zur gleichen Zeit entstanden wie jene in heutigen Kugelsternhaufen, sind längst schon explodiert und existieren nicht mehr.
Neue Sterne entstehen auch heute noch, wie wir an großen Molekülwolken wie dem Orionnebel M42 beobachten können.
Sie entstehen aus dem Sternenstaub früherer Sterne und sind daher anders zusammengesetzt als die alten Sterne aus den Kugelsternhaufen (wie ein Stern zusammengesetzt ist, lässt sich mit einer Spektralanalyse bestimmen).
Während die alten Sterne in den Kugelsternhaufen wahrscheinlich keine Planeten haben, ist es gut möglich, dass sich zugleich mit heute neu entstehenden Sternen auch Planetensysteme herausbilden.
Auf dieser Seite vergleichen wir die Oberflächentemperaturen der Sterne. Sie sind so angeordnet, dass der kühlste Stern (Beteigeuze) zuerst kommt. Nach rechts und nach unten werden die Sterne immer heißer. Hier ist bemerkenswert, dass die größten Sterne (Beteigeuze und Antares, siehe auch 'Sterne Durchmesser') kühler sind als die Sonne.