Claudius Ptolemäus lebte ungefähr von 80 bis 160 unserer Zeitrechnung. Genau lässt sich das nicht mehr sagen, denn es ist kaum etwas persönliches von ihm überliefert worden. Er war wahrscheinlich ein Ägypter und lebte in Alexandria. Aus seinem Leben ist nicht viel bekannt, aber dennoch ist er weltberühmt.
Er setzte sich ein Denkmal mit einem 13-bändigen Werk, in dem er das astronomische, mathematische und medizinische Wissen seiner Zeit festhielt und so über Ägypten hinaus bekannt machte. Er selbst nannte es Megale mathematike syntaxis.
Darin enthalten waren ein Sternkatalog mit über 1000 Sternen, eine Abhandlung über Trigonometrie, verschiedene Karten, die die bis dahin bekannte Welt abbildeten und - das wichtigste - eine Beschreibung des geozentrischen Weltbildes, welches einige Hundert Jahre vor Ptolemäus vom großen griechischen Philosophen Aristoteles begründet wurde.
Ptolemäus bemühte sich eifrig, die Mechanik, die seiner Meinung nach hinter der Bewegung der Himmelskörper steckte, schlüssig darzustellen. Er versuchte die Vorgänge am Himmel zu verstehen und herauszufinden, wie alles miteinander funktioniert. Dass dieses Weltbild mit der Erde im Zentrum von vornherein falsch war, konnte er noch nicht wissen. Er zog seine Schlussfolgerungen aus dem, was er beobachtete. Und genau das können wir auch heute noch sehen, wenn wir zum Himmel blicken!
Alles bewegt sich über den Himmel hinweg, von Ost nach West. Die Sonne geht im Osten auf, zieht nach Süden und steigt dabei höher, dann wandert sie weiter nach Westen und geht unter. Das Gleiche können wir beim Mond beobachten, und ebenso bei den Sternen und Planeten. Offensichtlich umkreisen sie alle die Erde! Schnell hat man das Gefühl, man befinde sich im Zentrum der Welt und alles bewegt sich um einen herum.
Geozentrischer Blick auf die Welt
Doch heute wissen wir, dass wir einer optischen Täuschung unterliegen, denn die Gestirne wandern nicht wirklich von Ost nach West. Es ist die Erde, die sich dreht. Und wir stehen auf ihr und drehen uns mit, ohne es zu spüren.
Unser Planet dreht sich nicht nur um sich selbst, sondern auch noch um die Sonne. Das war zu Ptolemäus Zeiten noch nicht klar. Für ihn stand die Erde fest und unbeweglich im Mittelpunkt. Mond, Sonne, Planeten und Sterne umkreisten sie.
Damit die Planeten nicht vom Himmel herunterfallen, waren sie in der Vorstellung der Philosophen an durchsichtigen Kristallschalen befestigt, die zwiebelartig um die Erde herum angeordnet sein sollen.
Mond, Sonne und jeder einzelne der damals bekannten 5 Planeten hatte seine eigene Kristallsphäre. Die Sterne waren allesamt an der äußersten, achten Schale befestigt, die sich mit ihnen einmal am Tag um die Erde drehen sollte.
Ein Versuch, beobachtete Phänomene zu erklären
Ptolemäus aber war nicht dumm. Er beobachtete den Sternenhimmel sehr genau und bemerkte einige Dinge, die nicht so recht in das harmonische Weltbild des Aristoteles passen wollten. Dieser meinte noch, dass alles einer göttlichen Ordnung gehörte, bei der die Erde das unvollkommene, veränderliche Unten darstellt und unverrückbar im Zentrum der Welt ruht.
Alles was sich oben im Himmel befindet, sollte dagegen wahrhaft himmlisch und vollkommen sein. Die Himmelskörper seien vollkommene makellose Kugeln, die sich auf perfekten Kreisbahnen bewegen.
Ptolemäus bemerkte, dass die Planeten mal heller, mal weniger hell erscheinen. Das müsste bedeuten, dass sie mal näher an der Erde sind und mal weiter weg.Außerdem vollführen sie von Zeit zu Zeit merkwürdige Schleifen am Himmel, die sich mit Kreisbahnen nicht vereinbaren lassen.
Er wollte das bestehende System nicht verwerfen, sondern versuchte es zu verbessern. Er führte zusätzliche Hilfskreise ein, auf denen die Planeten sitzen sollten. Das führte dann zu einer komplizierten Konstruktion wie oben in der Abbildung. Um sich diese komplizierte Planetenbewegung besser vorstellen zu können, gibt es eine Animation der Epizykeldrehung.
Das monumentale Werk des Ptolemäus
Ptolemäus schrieb sein umfangreiches Werk zwischen 140 und 149 nach Christus. Es wurde allgemein akzeptiert und in Europa über 1400 Jahre nicht nennnenswert angezweifelt. Um 800 gelangte das Werk in den islamischen Raum und wurde von Gelehrten ins Arabische übersetzt. Der Titel, den es da erhielt, ist uns bis heute noch geläufig: Almagest.
Der Almagest wurde nicht nur einfach in eine andere Sprache übertragen, sondern dabei gleich verbessert, wie die vielen Randbemerkungen zeigen, die in den Übersetzungen zu sehen sind. Der Almagest bildete eine wichtige Grundlage der astronomischen Forschungen im islamischen Raum, wo die Astronomie in der Zeit vom 8. bis zum 14. Jahrhundert eine Blütezeit erlebte. In Europa tat sich in dieser Zeit nicht allzu viel. Genaueres zur islamischen Periode steht auf der Seite 'Islamische Astronomie'.
Um 1175 wird der Almagest erstmals wieder ins Lateinische übersetzt und enthält nun die Neuerungen und Verbesserungen, der arabischen Gelehrten. Allmählich dringen die Schwächen des geozentrischen Weltbildes in das Bewusstsein der forschenden Astronomengemeinde in Europa, und es mehren sich Stimmen, die auf Fehler im göttlich perfekt geglaubten System hinweisen. Mit Nikolaus Kopernikus wird ein neues Weltbild angeregt, bei dem sich die Sonne im Zentrum der Planeten befindet. Das ptolemäische Weltbild hat nach über 1400 Jahren ausgedient.