Astronom

Nikolaus Kopernikus

Nikolaus Kopernikus lebte von 1473 bis 1543

KopernikusDer Name des Nikolaus Kopernikus ist untrennbar verbunden mit einer wissenschaftlichen Revolution - er stürzte mit seinen Ideen das seit 1400 Jahren gültige geozentrische Weltbild des Ptolemäus vom Thron und brachte ein heliozentrisches System ins Gespräch. Die Erde wurde von ihm also aus dem Mittelpunkt der Welt herausgelöst und als einfacher Planet eingestuft. Ihre bisherige Stelle sollte nun die Sonne einnehmen. Um sie als Zentrum ließ er von nun an die Planeten und auch die Erde kreisen.

Obwohl uns dies heute als selbstverständlich erscheint, brauchte es noch eine lange Zeit, bis sich das neue Gedankengut wirklich durchgesetzt hatte. Die Kirche und auch viele Gelehrte wehrten sich lange und heftig dagegen. Letzten Endes aber siegte das heliozentrische Weltbild, das wir heute noch als kopernikanisches System bezeichnen.

Die Jugendzeit

Nikolaus Kopernikus wurde als Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns in Thorn (Torun) im heutigen Polen geboren. Als er zehn Jahre alt war, starb sein Vater. So kam er in die Obhut seines Onkels Lucas Watzenrode. Dieser mochte seinen Ziehsohn und kümmerte sich gut um ihn. Er hatte für Nikolaus eine Stelle im Kirchendienst vorgesehen und schickte ihn zunächst einmal zum Studieren. Kopernikus besuchte die Universität in Krakau, lernte dort Mathematik und Astronomie und ging dann nach Italien, um im Bologna, Padua und Ferrara geistliches und weltliches Recht und Medizin zu studieren.

In Italien wohnte er bei einem Astronomen und erlernte bei ihm die praktische Himmelsbeobachtung, bisher kannte er die Astronomie ja nur aus der Theorie. Hier entflammte wohl seine Liebe zu den Sternen. Er besorgte sich alle verfügbare Literatur zu diesem Thema und erlernte sogar extra die griechische Sprache, um die astronomischen Werke der alten Griechen im Original lesen zu können.

In Gesprächen mit anderen Studenten erfuhr er, dass im Almagest des Ptolemäus viele Ungenauigkeiten und Ungereimtheiten enthalten sind. Kopernikus beschloss für sich, selbst nach weiteren Fehlern zu suchen und eigene Beobachtungen anzustellen, um den wahren Lauf der Gestirne herauszufinden.

Ptolemäus hatte sich, um den Lauf der Planeten und des Mondes zu beschreiben, ein kompliziertes System aus Kreisen und Hilfskreisen erdacht. Nach seinem System für den Mond müsste dieser aber bei Halbmond doppelt so groß erscheinen wie bei Vollmond, was natürlich nicht der Fall ist. Vor allem die zeitweise Rückwärtsbewegung der Planeten am Himmel machte es schwer, ihren Lauf zu beschreiben, weil es dafür keine gute Erklärung gab.

Die komplizierten Epizykelsysteme konnten das Verhalten von Mond und Planeten am Himmel nicht sehr genau wiedergeben. Kopernikus grübelte darüber nach und kam auf eine einfache, aber revolutionäre Idee.

Das herkömmliche geozentrische Weltbild

Weltbild nach Ptolemaeus

Kopernikus kam dahinter, dass sich das Problem mit den rückwärtigen Planetenbewegungen ganz einfach lösen ließe, wenn er die Erde aus dem Zentrum der Welt herauslöst und statt ihrer die Sonne in den Mittelpunkt stellt. Die Erde sollte hierbei die Sonne umkreisen, genau wie auch die Planeten. Da die Bahnen dann unterschiedlich lang sind, überholen innenlaufende Planeten die äußeren.

So ließe sich viel besser erklären, warum Mars, Jupiter und Saturn jedesmal während ihrer Opposition eine Schleife am Himmel vollführen und dabei auch rückwärts laufen. In diesem Moment werden sie einfach von der weiter innen laufenden Erde überholt. Von der Beobachtungsposition der Erde aus scheinen sie dabei eine Rückwärtsbewegung am Himmel auszuführen.

Bislang aber galt das geozentrische Weltsystem, das von Ptolemäus ungefähr im Jahr 140 schriftlich festgehalten wurde. Man stellte sich die Erde im Mittelpunkt der Welt vor, und alle Himmelskörper umkreisen sie, der Mond, die Sonne und die bis dahin bekannten 5 Planeten. Ptolemäus befestigte jeden einzelnen Himmelskörper an einer eigenen kristallenen Schale. Ganz außen, an der 8. Schale,waren alle Sterne befestigt. Jede Schale drehte sich und führte den daran festsitzenden Körper um die Erde herum.

Es ergab sich ein weiteres Problem mit den Beobachtungsdaten des Ptolemäus, die zu Kopernikus' Zeiten ja immerhin schon 1400 Jahre alt waren. Der Aufenthaltsort der Sonne an bestimmten Zeitpunkten im Jahresverlauf stimmte nicht mehr mit ihrem tatsächlichen Lauf überein. Der Sternenhimmel wurde nach aristotelischer Lehre als unveränderbar und ewig gültig angesehen, doch offensichtlich hatte sich hier etwas verschoben.

Wir wissen heute, was dahintersteckt, nämlich die Präzession, eine Schwankung der Erdachse. Innerhalb eines Menschenlebens macht sie sich kaum bemerkbar, aber über längere Zeiträume treten die Verschiebungen des Himmelsnordpols und der Aufenthaltsorte von Sonne und Planeten auf der Ekliptik deutlich hervor. Das passt nicht mit der Annahme zusammen, die Erde stünde unbeweglich und unverrückbar im Zentrum des Alls.


Die neuen Ideen des Kopernikus

Bereits um 1514 hielt Kopernikus seine Ideen schriftlich fest. Er schrieb eine kleine Abhandlung darüber, die er 'Commentariolus' nannte, und ließ einige Abschriften davon im Freundeskreis herumgehen. Schon damals formulierte er ganz klar seine Neuerungen:

  • Die Erde ist nicht der Mittelpunkt der Welt, sondern nur das Zentrum der Mondbahn.
  • Alle Bahnkreise umgeben die Sonne, also liegt der Mittelpunkt der Welt in Sonnennähe.
  • Die Bewegung des Fixsternhimmels wird durch die Drehung der Erde um sich selbst hervorgerufen.
  • Die Bewegung der Sonne am Himmel ist keine Eigenbewegung, sondern wird durch den Lauf der Erde um die Sonne und durch die Erdrotation hervorgerufen.
  • Die Schleifen der Planeten am Himmel sind nur scheinbare Bewegungen, die dadurch entstehen, weil sich auch die Erde bewegt und sich dabei unser Blickpunkt verändert.

Nikolaus trat nach seinem Studium die Stelle als Domherr von Ermland an und war mit der Verwaltung seines Dombezirkes betraut. Gleichzeitig arbeitete er auch als Arzt und behandelte seine Untergebenen kostenlos. Die Astronomie konnte er nur als Hobby nebenher betreiben, was er aber offensichtlich ganz intensiv getan hat. Über 3 Jahrzehnte arbeitete er an seinen Thesen und versuchte, sie durch eigene Beobachtungen zu untermauern. Dazu ließ er sich ein Türmchen ohne Dach bauen, in dem er seine Beobachtungsinstrumente aufstellte und dort viele Nächte verbrachte.

Zeit seines Lebens dachte er nicht daran, seine Erkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Er wusste, wie fest das alte Weltenmodell in den Köpfen der Menschen saß und wollte nicht, dass man seine Ideen verreißt und lächerlich macht. Eine bewegte Erde konnte sich damals kaum jemand vorstellen, man spürt ja auch nichts von ihrer Bewegung. Seine Zeitgenossen waren der Meinung, dass man bei einer Erddrehung den Fahrtwind spüren müsse. Oder dass Gegenstände schräg nach unten fallen müssten.

Weltbild des Kopernikus

Kopernikus konnte keinen echten Beweis vorlegen, dass er mit seinem heliozentrischen System Recht hat. Die Beobachtungen lassen sich so und so auslegen, sodass sowohl das geozentrische als auch das heliozentrische Modell passt. Und ein Blick zum Himmel genügte ja, um sich davon zu überzeugen, dass sich alles um die Erde herumdreht und sie selbst feststeht..

Erst als Kopernikus Rheticus kennenlernte, der sogleich Feuer und Flamme für die neuen Ideen war, ließ er sich überzeugen, seine Ansichten in einem Buch zu verfassen. Rheticus sollte sich um den Druck des Buches kümmern.

Kopernikus schrieb nun also um 1540 sein berühmtes Buch "De Revolutionibus Orbium Coelestium". Der handschriftliche Entwurf ist sogar heute noch erhalten. Die Drucklegung des Buches zog sich lange hin. Zum einen war es ein schwieriger Text, den Kopernikus außerdem an vielen Stellen wieder und wieder verändert hatte. Dann mussten von den komplizierten Grafiken für das Buch Holzschnitte angefertigt werden, ganze 142 Stück! Und zum anderen war der Buchdruck relativ neu und noch nicht automatisiert, und viele Werke harrten noch ihrer Drucklegung. Die Druckereien waren zu dieser Zeit gerade mit dem Druck der Schriften von Martin Luther beschäftigt.

Kurz vor Fertigstellung des Buches wurde Rheticus an die Universität Leipzig berufen, weshalb er seine Arbeiten an Kopernikus' Buch jemand anderem übertragen musste. Kopernikus selbst war zu dieser Zeit schon schwer krank, er hatte einen Schlaganfall erlitten. Und so kam es, dass ein Andreas Osiander den Druck beaufsichtigte.

Andreas Osiander kannte den Inhalt des Buches und fürchtete, dass es sofort nach seinem Erscheinen von der Kirche verboten werden würde. Deshalb schrieb er, ohne dass irgendjemand davon wusste, eine Einleitung, in der steht, dass man die Thesen von Kopernikus nicht als real ansehen solle, sondern vielmehr als mathematisches Modell betrachten muss, das sich zur Berechnung der Gestirne verwenden lässt. Osiander unterschrieb das Vorwort nicht mit seinem Namen, sodass später viele glaubten, Kopernikus selbst habe es geschrieben. Doch die, die Kopernikus kannten wussten, dass es ihm ernst ist mit seinem neuen Modell der Planeten.

Das Vorwort war ein Skandal, weil es das großartige, neue, revolutionäre Werk des Kopernikus als irreal darstellte, als bloßes mathematisches Produkt, das in der Realität keinen Bestand hat. Zugleich aber rettete es das Buch vor dem Index der Kirche, die dieses Weltmodell als bloßes Rechenhilfsmittel akzeptieren konnte. Das Buch kam erst 1616 auf den Index der verbotenen Bücher, aber auch nur in Italien.

Nikolaus Kopernikus selbst bekam von all dem nichts mehr mit. Er starb 1543 nach einem weiteren Schlaganfall. Sein fertiges Buch brachte man ihm gerade noch an seinem Todestag. Ob er das Vorwort gesehen hat ist unbekannt. Das kopernikanische System, das die Sonne in den Mittelpunkt setzt und die Planeten mitsamt der Erde auf Kreisbahnen um sie rotieren lässt, war noch nicht wirklich realitätsgetreu, aber doch ein großer Schritt in die richtige Richtung. Kopernikus inspirierte nachfolgende Astronomen, das System zu verfeinern und zu verbessern und vor allem, es gegen die althergebrachte vorherrschende Meinung zu verteidigen.


Nikolaus Kopernikus hatte nicht vor, eine Revolution anzuzetteln. Er war ein bescheidener, zurückhaltender, fast verschlossener Mensch. Er arbeitete viele Jahre daran, das alte bestehende System zu verbessern, ohne etwas davon zu veröffentlichen. Nur im Freundeskreis diskutierte er darüber. Er wollte das geozentrische Weltbild nicht komplett abschaffen, sondern nur bessere Lösungen finden, wie sich die Planeten bewegen.

Er ließ sogar die Kristallsphären bestehen, an denen angeblich die Planeten befestigt seien. Frei schwebende Himmelskörper waren in der damaligen Zeit einfach unvorstellbar. Auch an den Kreisbahnen, auf denen die Planeten angeblich laufen, änderte er nichts. Dass sich die Planeten auf Ellipsenbahnen bewegen, fand erst Johannes Kepler etwa 70 Jahre nach Kopernikus heraus.

Die Zeit ist reif für etwas Neues

Etwa 1400 Jahre lang hatte so gut wie niemand das geozentrische Weltbild in Frage gestellt. Es erklärte, trotz einiger Ungereimtheiten, die zu beobachtende Himmelsmechanik ganz gut. Aber irgendetwas stimmte trotzdem nicht. Die Zeit war reif für Veränderungen, auch am Himmel. Kopernikus alleine hätte einen solchen Kraftakt, die Welt aus den Angeln zu heben und die Himmelskörper neu anzuordnen, nicht schaffen können. Er setzte das Werk vieler fleißiger Vordenker und gewissenhafter Beobachter fort und ließ sich von den Ideen anderer inspirieren.

Möglicherweise hatte er das Werk von Aristarch von Samos in die Hände bekommen, der schon 1800 Jahre zuvor die Ansicht äußerte, die Sonne stünde im Mittelpunkt, und die Erde würde sie umkreisen. Er profitierte von den Übersetzungen der antiken griechischen Werke durch die Araber, die dabei nicht nur den Inhalt 1:1 übertrugen, sondern gleich offensichtliche Fehler ausbesserten oder kommentierten und eigene Berechnungen durchführten.

Auch in Europa entstanden neue Übersetzungen der antiken Schriften, so von Georg von Peuerbach und seinem Schüler Regiomontanus, die den Almagest des Ptolemäus ins Lateinische übersetzten, Fehler entdeckten, zahlreiche Anmerkungen hinzufügten und eine verständlichere Zusammenfassung schrieben.

Auch die Gesellschaft war zu Kopernikus' Zeit gerade im Wandel. Nur etwa 100 Jahre zuvor wurde der Buchdruck durch Johannes Gutenberg erfunden, was zu einer raschen Verbreitung von Büchern und somit Wissen führte. Bis dahin waren Bücher ein Privileg der Reichen und der Geistlichen. Mönche vervielfältigten Bücher durch Abschreiben, was entsprechend lange dauerte. Bücher waren nicht allgemein zugänglich, sondern wurden in Klosterbibliotheken aufbewahrt.

Mit dem Buchdruck war man nun in der Lage, in kurzer Zeit viele preiswerte Kopien eines Buches anzufertigen. Das führte zu einer raschen Verbreitung von Büchern auch unter der weniger privilegierten Bevölkerung. Kopernikus konnte bereits auf das Wissen der Antike in Buchform zurückgreifen, und auch sein eigenes Werk konnte auf diese Weise unter die Leute gebracht werden.

Außerdem begann gerade die Reformation. Martin Luther hatte 1517 seine berühmten Thesen an die Kirchentür zu Wittenberg genagelt und damit eine Spaltung der Kirche ausgelöst. Religiöse Unruhen, Verfolgungen und Bauernaufstände waren die Folge, das bestehende System wurde in Frage gestellt und erlebte heftige Erschütterungen.

Zudem lebte die Seefahrt auf, die dringend genaue astronomische Daten benötigte, um sich auf den Weltmeeren nicht zu verfahren, denn die Seefahrer konnten sich auf dem Wasser abgesehen vom Kompass nur am Lauf der Gestirne orientieren. 1492 entdeckte Kolumbus gar einen ganz neuen riesigen Kontinent, der bis dahin auf noch keiner Weltkarte eingetragen war. Dabei wollte er doch nur nach Indien fahren und sich den Umweg um ganz Afrika sparen, indem er die Erde umrunden und Indien von der anderen Seite her erreichen wollte.

Seit Bekanntwerden und Erforschung des neuen Doppelkontinents waren die alten Weltgloben und Weltkarten wertlos. Ptolemäus selbst hatte Weltkarten angefertigt, denn er war auch ein großer Geograph. Doch nun, zu Kopernikus' Lebzeit, stellte sich heraus, dass die Karten nicht stimmten. Sollte man da nicht auch an der Kosmologie des Ptolemäus zweifeln?

Die Gesellschaft war im Wandel, althergebrachte Vorstellungen wurden nun angezweifelt oder gleich über Bord geworfen. Die bekannte Welt war größer geworden, immer neue Schiffe brachen auf, um neue Entdeckungen zu machen. Alles war von Veränderungen erfasst. Die Zeit war tatsächlich reif für ein neues Weltbild. Die Ideen des Kopernikus waren nicht wirklich neu, konnten sich aber bis dahin nicht durchsetzen. Auch für das kopernikanische System dauerte es noch ca. 100 Jahre, bis es allgemein akzeptiert wurde.

Beweise seiner Richtigkeit konnten zunächst nicht erbracht werden. Das gelang erst Galileo Galilei nach Erfindung des Fernrohrs. Johannes Kepler verhalf dem heliozentrischen Weltbild endgültig zu seinem Recht, als er die Gesetze entdeckte, nach denen sich die Planeten um die Sonne drehen.

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Johannes Kepler

Johannes Kepler lebte von 1571 bis 1630

Johannes KeplerJohannes Kepler war ein großartiger Mathematiker, der sich intensiv mit der Berechnung unregelmäßiger Körper beschäftigte. Außerdem hatte ihn die Astronomie in ihren Bann gezogen, und Kepler stand zu dem damals noch neuen und heftig umstrittenen heliozentrischen Weltbild des Nikolaus Kopernikus.

Aufgrund seiner schwachen Augen konnte er keine eigenen astronomischen Beobachtungen durchführen. Dafür machte er sich daran, die Marsbahn neu zu berechnen, was ihn zu ganz neuen, sensationellen Erkenntnissen über die Bewegungen der Planeten führte.

Seine drei Gesetze zu den Planetenbewegungen wurden nach ihm benannt und sind bis heute noch in Gebrauch. Kepler hat damit dem heliozentrischen Weltbild zum Durchbruch verholfen.

Keplers Kindheit und Jugend

Geboren wurde Johannes Kepler am 27. Dezember 1571 in der freien Reichsstadt Weil, heute Weil der Stadt in Baden-Württemberg. Er hatte eine schwere Kindheit, zog mit seiner Familie häufig um, durchlitt viele Krankheiten und musste von klein auf mithelfen und Geld verdienen. Trotz der vielen Schwierigkeiten fiel den Lehrern seine große Begabung auf, sodass er sogar studieren gehen konnte.

Während seiner Studienzeit in Tübingen lernte er das kopernikanische System kennen. Sein Lehrer Michael Mästlin brachte ihm bei, das Für und Wider von geozentrischem und heliozentrischem Weltbild abzuwägen und sich selbst für das geeignetere zu entscheiden, egal was die vorherrschende Meinung dazu ist. Nicht jeder Lehrer hätte ein solches Freidenken gefördert, Kepler hatte großes Glück mit Mästlin. Er blieb ihm auch während seines weiteren Lebens freundschaftlich verbunden. Nach seinem Studium trat er zunächst eine Stelle als Mathematiklehrer in Graz an.


Keplers Leben und Wirken

Kepler entschied sich für Kopernikus und das heliozentrische Weltbild und somit gegen Ptolemäus und das geozentrische Weltbild. Zu gern hätte er eigene Beobachtungswerte gesammelt, um das kopernikanische System auch mathematisch unterstützen zu können, aber sein schwaches Augenlicht ließ das nicht zu. Zu seinem Glück wurde er im Jahr 1600 Assistent von Tycho Brahe, dem besten Himmelsvermesser seiner Zeit.

Brahe hatte als Kaiserlicher Hofmathematiker eine hohe Stellung in Prag inne. Über zwei Jahrzehnte hinweg sammelte er zuvor in seiner Sternwarte Uranienburg in Dänemark Daten zu Planetenstellungen, die er nun auswerten wollte. Dafür brauchte er einen guten Mathematiker, den er in Kepler fand.

Brahe beauftragte den 25 Jahre jüngeren Kepler, das Problem der rätselhaften Marsbahn zu lösen. Es war bis dahin nicht gelungen, die Bewegungen dieses Planeten wirklich korrekt vorherzuberechnen. Am Himmel wich er stets ein klein wenig vom berechneten Standort ab. Mars verhielt sich nicht so, wie er sich nach den damals bekannten Regeln der Bewegungen der Himmelskörper verhalten sollte.

Kurze Zeit nachdem Kepler nach Prag gekommen war, verstarb Tycho Brahe. Und so kam es, dass Kepler 1601 selbst Kaiserlicher Hofmathematiker unter Kaiser Rudolf II. wurde. Nach einigen Schwierigkeiten bekam er das sehr umfangreiche Datenmaterial, das Brahe während seines gesamten Lebens gesammelt hatte und die präzisesten Sternpositionen und Planetenörter der damaligen Zeit enthielt. Ohne die Daten wäre es Kepler nicht möglich gewesen, die Marsbahn neu zu berechnen.

Die Daten wurden auch noch auf andere Art ausgewertet. Brahe hatte damit begonnen, Planetentafeln zu erstellen, die er zu Ehren des Kaisers Rudolfinische Tafeln nannte. Er konnte sein Werk nicht vollenden, und so arbeitete Kepler weiter daran. Aus diesen Tafeln kann man für jeden beliebigen künftigen Zeitpunkt den Aufenthaltsort eines Planeten am Sternenhimmel ablesen. 1627 können sie endlich veröffentlicht werden und lösen die bis dahin gültigen Alfonsinischen und Prutenischen Tafeln ab, die jahrhundertelang in Gebrauch waren.


Neue Erkenntnisse zu den Bewegungen der Planeten

Die Berechnung der Marsbahn war bisher nicht geglückt, weil man von einer Kreisbahn ausging, auf der sich der Planet bewegen sollte. Kepler war der Erste, dem klar wurde, dass die Marsbahn in Wirklichkeit eine elliptische Form haben musste. Bis zu dieser Erkenntnis aber war es ein langer beschwerlicher Weg, denn Kepler musste dazu jahrelang komplizierte Berechnungen anstellen und die Stellung des Planeten Punkt für Punkt auf seiner Bahn nachrechnen.

Das alles bewältigte er ohne Hilfe eines Taschenrechners oder gar Computers, Rechnen war eben noch Handarbeit bzw. Kopfarbeit. Er war sicher manches Mal verzweifelt, weil es wahnsinnig viel Arbeit machte, aber Kepler gab nie auf und hielt durch bis zum Schluss. Dafür wurde er dann mit völlig neuen Erkenntnissen zu den Bewegungen der Planeten belohnt.

Anhand seiner Ergebnisse konnte er für die Planeten Gesetze ableiten, nach denen sie sich um die Sonne bewegen. Mit diesen Gesetzen war es nun einfach geworden, den jeweiligen Standort eines Planeten vorherzuberechnen, und zwar viel genauer als je zuvor. Außerdem musste man sich nun von der Vorstellung verabschieden, dass sich die Planeten auf Kreisbahnen bewegen.


Verbessertes Weltbild

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In Wirklichkeit ziehen die Planeten in elliptischen Bahnen um die Sonne. Die alten Kristallschalen, an denen die Himmelskörper befestigt sein sollen, und die selbst Kopernikus noch für sein heliozentrisches Modell übernahm, hatten also endgültig ausgedient. So konnte das neue heliozentrische Weltbild weiter verbessert werden.

Die Planetenbahnen sind nun keine perfekten Kreisbahnen mehr, sondern Ellipsen. Die Sterne sind nicht an einer Kristallschale befestigt, sondern im Raum verteilt. Sie haben nicht alle den gleichen Abstand zur Erde. Die damals gerade neu entdeckten Monde des Jupiter erweitern und bestätigen das heliozentrische Weltbild zusätzlich. Es dreht sich eben nicht alles um die Erde.


Die Keplerschen Gesetze

Das Erste Keplersche Gesetz

Das Erste Keplersche Gesetz besagt, dass die Bahnen der Planeten Ellipsen sind, mit der Sonne in einem Brennpunkt. In der Grafik ist die elliptische Marsbahn etwas übertrieben dargestellt. Aber so kann man schön sehen, dass es sich nicht um eine Kreisbahn handelt. Auch die anderen Planeten bewegen sich, wie wir inzwischen wissen, auf elliptischen Bahnen, der eine mehr, der andere weniger.

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Die Venusbahn weicht am geringsten von einer Kreisbahn ab, und die extremste elliptische Bahn vollführt Merkur. Auch die Marsbahn ist im Vergleich zu den noch nicht genannten Planeten deutlich elliptisch. Diese starken Abweichungen von einer Kreisbahn machten es Kepler erst möglich, überhaupt dahinterzukommen, dass Planetenbahnen nicht kreisförmig sind.


Das Zweite Keplersche Gesetz

Das Zweite Keplersche Gesetz ist schon etwas komplizierter:

Der Radiusvektor eines Planeten überstreicht in gleichen Zeiten gleiche Flächen. Das bedeutet im Klartext, dass ein Planet in Sonnennähe schneller wird und in gleicher Zeit einen weiteren Weg zurücklegt als wenn er sich entsprechend langsamer in Sonnenferne bewegt. Die in etwa dreieckigen Flächen, die durch den Anfangspunkt und den Endpunkt der Messungen entstehen, wobei die Sonne immer den dritten Eckpunkt bildet, sind für gleiche Zeitspannen immer gleich groß.

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Dieses Gesetz erklärt die Beobachtung, dass sich die Planeten am Himmel manchmal schneller vor dem Sternenhintergrund bewegen, und manchmal langsamer sind. Warum das so ist (die Gravitationskraft der Sonne ist in ihrer Nähe stärker als in größerer Entfernung, sie 'zieht' am Planeten), fand erst einige Zeit später Isaak Newton heraus.

Diese beiden ersten Gesetzmäßigkeiten der Planetenbewegungen veröffentlichte Kepler 1609 in seiner Schrift 'Astronomia Nova'.


Das Dritte Keplersche Gesetz

Das Dritte Keplersche Gesetz besagt folgendes:

Die Proportion zwischen den Umlaufzeiten T zweier Planeten ist genau das Anderthalbfache der Proportion der mittleren Abstände a. Daraus ergibt sich ein konstanter Wert, der für jeden Planeten innerhalb dieses Systems gilt.

Oder anders gesagt: Die Quadrate der Umlaufzeiten U1 und U2 zweier Planeten verhalten sich wie die dritten Potenzen ihrer mittleren Abstände a1 und a2. Das ist die modernere Ausdrucksweise. Das große U entspricht dem großen T der oberen Formel. Beide Formeln drücken das Gleiche aus, nur anders dargestellt.

Was bedeutet das nun aber?

Kepler hat zwei Himmelskörper (Planeten), die um das gleiche Zentralgestirn (Sonne) kreisen, zueinander in Beziehung gesetzt und geschaut, ob es da Gesetzmäßigkeiten gibt. Er stellte fest, dass es einen regulären Zusammenhang zwischen Größe der Umlaufbahn und der Zeit gibt, die der Himmelskörper benötigt, diese Bahn zurückzulegen.

Nehmen wir einmal die Planeten Venus und Erde. Die Werte der Erde kennen wir: der mittlere Abstand zur Sonne beträgt aErde = 150 Mio km, die Umlaufzeit beträgt TErde = 365 1/4 Tage. Von Venus kennen wir zunächst nur ihre Umlaufzeit: Tvenus = 225 Tage. Um herauszufinden, wei weit Venus von der Sonne entfernt ihre Bahnen zieht, müssen wir nun nur noch die Gleichung nach aVenus umstellen, alle bekannten Werte einsetzen und das Ganze ausrechnen. Dann kommen wir darauf, dass Venus einen mittleren Abstand von 108 Mio km von der Sonne hat.

Das Dritte Keplersche Gesetz ermöglicht es also, die Größe der Bahnen der Planeten aus der Dauer ihrer Umlaufzeit um die Sonne zu berechnen. Hat man zu einem Planeten gesicherte Werte zum mittleren Abstand zur Sonne und zur Umlaufzeit, dann kann man die Bahngröße eines weiteren Planeten berechnen, von dem man zunächst nur die Umlaufzeit kennt.


Ein weiterer Meilenstein der Wissenschaftsgeschichte war Keplers Vorhersage eines Venustransits vor der Sonnenscheibe für das Jahr 1631. Es war dies die erste Berechnung eines solchen Ereignisses. Dafür konnte er seine zuvor entdeckten astronomischen Gesetze verwenden. Leider kam Kepler nicht mehr dazu, den von ihm berechneten Durchgang selbst zu beobachten, denn er starb kurz vorher. Mehr über Venustransite gibt es auf der Seite 'Venustransit'.

Wer erfahren möchte, was Johannes Kepler darüber hinaus noch alles bewerkstelligt hat, möge sich nach einer Biographie zu seinem Lebenswerk umschauen, davon gibt es zahlreiche. Kepler beschäftigte sich unter anderem intensiv mit Fragen der Optik und half so, die Weiterentwicklung der gerade erfundenen Fernrohre zu fördern.

Er befasste sich auch mit der Berechnung von Rauminhalten. So hatte er beispielsweise die Aufgabe, das Fassungsvermögen unterschiedlich geformter Weinfässer zu ermitteln, damit Händler und Käufer sich auf einen realistischen Preis für den Wein einigen konnten. Bis dahin schätzte man einfach die Weinmenge im Fass, was natürlich zu Unstimmigkeiten führte.

Kepler beschäftigte sich außerdem auch mit der Form von Schneeflocken, mit platonischen Körpern und mit Astrologie (wusste aber schon, dass astrologische Vorhersagen mit Vorsicht zu genießen sind).

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Isaak Newton

Isaak Newton 25.12.1642 - 20.3.1727 (nach julian. Kalender)

Isaak NewtonSir Isaac Newton ist einer der größten Wissenschaftler aller Zeiten. Er war auf vielerlei Gebieten aktiv, sodass wir ihn unter anderem als Physiker, Mathematiker, Astronom, Philosoph, Alchemist und Politiker bezeichnen können. Er ist der Begründer der klassischen Mechanik und der Infinitesimalrechnung, aber vor allem sein Gravitationsgesetz brachte die Wissenschaften Astronomie und Physik ein großes Stück voran.

Er begriff als Erster, dass sich Körper gegenseitig anziehen und mit ihrer Schwerkraft aufeinander einwirken. Das gilt sowohl für astronomische Körper wie Sterne und Planeten als auch für ganz irdische Dinge wie den berühmten Apfel, der zu Boden fällt, weil er von der Schwerkraft der Erde angezogen wird.

Während Johannes Kepler herausfand, WIE sich die Planeten bewegen, entdeckte Newton, WARUM sie sich so verhalten.

Kindheit und Jugend

Das Leben des Isaac Newton begann unter nicht gerade günstigen Verhältnissen. Als er im Jahre 1642 (nach dem damals in England noch gültigen julianischen Kalender) geboren wurde, war sein Vater, ein Landwirt, schon gestorben. Seine Mutter heiratete erneut und gab ihren Sohn für neun Jahre in die Obhut der Großmutter. Glücklicherweise wurde der Junge nach Cambridge geschickt, wo er studieren und seine Wissbegier stillen konnte.

Besonders angetan war er von der Naturphilosophie. Er las alles, was er dazu in die Finger bekam, obwohl vieles davon nicht im Rahmen des Studiums gelehrt wurde. So erarbeitete er sich selbständig ein breites Wissen über alles, was zu seiner Zeit auf dem Gebiet von Mathematik, Physik und Astronomie bekannt war.

Im Jahr 1665 brach in Cambridge die Pest aus, und Newton verließ die Universität. Er zog wieder nach Hause ins ländliche Woolsthorpe und verbrachte dort zwei einsame abgeschiedene Jahre, die er aber nicht ungenutzt verstreichen ließ. Obwohl er nur von einfachen Menschen umgeben war, legte er hier die Grundlage für sein späteres Werk. Viele seiner Erkenntnisse in Mathematik, Optik und der Gravitationstheorie erlangte er schon in Woolsthorpe, veröffentlichte sie aber erst Jahre später nach weiteren intensiven Forschungen und Überlegungen.

Experimente mit Licht

Newton experimentierte mit einem Prisma und beobachtete, was mit dem Lichtstrahl passiert, wenn es vom Prisma gebrochen wird. Dazu verdunkelte er sein Zimmer, bohrte ein kleines Loch in den Fensterladen, ließ den durchfallenden Lichtstrahl durch das Prisma laufen und fing das dahinter entstehende Bild mit einem weißen Schirm auf, den er in verschiedenen Abständen zum Prisma aufstellen konnte.

Dabei erkannte er, dass das weiße Sonnenlicht in die Farben des Regenbogens aufgespalten wird. Er begriff, dass weißes Licht aus verschiedenen Komponenten zusammengesetzt ist. Außerdem bemerkte er, dass die einzelnen Bestandteile des Lichtes unterschiedliche Brechungswinkel haben. Damit die Farbflecken scharf abgebildet werden, musste er seinen Schirm für jede einzelne Lichtfarbe ein Stückchen verschieben.

Dieser Effekt stellte ein großes Problem bei herkömmlichen Teleskopen dar. In Linsenteleskopen läuft der Lichtstrahl durch eine Anordnung verschiedener Linsen und erzeugt dann am Ende des Fernrohrs nur ein vage scharfes Abbild. Der Brennpunkt verlagert sich bei größeren Linsen immer weiter nach hinten, die Rohre mussten dafür länger werden.

Newtonsches SpiegelteleskopDeshalb dachte sich Newton ein Teleskop aus, bei dem das Licht nicht durch eine Linse fällt, sondern von einem Hauptspiegel auf einen Umlenkspiegel geworfen wird.

Das Bild auf dem Umlenkspiegel kann dann durch ein seitlich angebrachtes Okular betrachtet werden. Damit vermeidet Newton die Lichtbrechung im Teleskop und kann so wesentlich schärfere, deutlichere Bilder der Sterne erzeugen.

Seit den Zeiten Galileis wurden Fernrohre, um ihre Optik zu verbessern, immer länger, schwerer und unhandlicher. Man denke nur an Herschels 12 Meter langes Fernrohr inmitten einer gewagten Haltekonstruktion, das von mehreren Menschen bedient werden musste! Spiegelteleskope können bei gleicher Leistung wesentlich kleiner gehalten werden. Ihre Erfindung bedeutete eine große Erleichterung für aktive Astronomen.

Das Spiegelteleskop war keine Erfindung von Newton, schon vorher wurden solche Geräte gebaut. Newton aber war der Erste, der wirklich verstand, wie sie funktionierten. Er stellte seine Spiegel selbst her, wobei er einen gekrümmten Hauptspiegel verwendete, der die Lichtstrahlen auf einen kleineren ebenen Spiegel reflektiert. So konnte die Beobachtungstechnik entscheidend verbessert werden. Newton erhielt dafür große Anerkennung und wurde 1672 von der Royal Society zum Fellow gewählt.


Die Newtonschen Gesetze

Newtons Gravitationsgesetz

Jeder Körper zieht jeden anderen Körper an, mit einer Kraft, die mit der Masse des Körpers zunimmt und mit zunehmendem Abstand zwischen den Körpern abnimmt. Je mehr Masse ein Körper besitzt, desto größer ist seine Anziehungskraft. Diese Kraft nimmt im Quadrat der Entfernung ab.

Newtons Bewegungsgesetze

Jeder Körper verharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmig-geradlinigen Bewegung, sofern er nicht durch einwirkende Kräfte zur Änderung seines Zustandes gezwungen wird (ist heute als Trägheitsgesetz bekannt).

Die Bewegungsänderung ist proportional zur einwirkenden Bewegungskraft und geschieht in der Richtung der geraden Linie, in der jene Kraft wirkt.

Der einwirkenden Kraft wirkt eine gleich große Gegenkraft entgegen.

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Galileo Galilei

Galileo Galilei lebte von 1564 bis 1642

Galileo GalileiGalileo Galilei war ein berühmter italienischer Professor für Mathematik. Er wurde geboren, kurz nachdem eine neue Lehre, ein neues Weltbild in Umlauf kam. Nikolaus Kopernikus behauptete damals entgegen der jahrhundertealten Auffassung, dass eben nicht die Erde, sondern die Sonne im Zentrum der Welt stünde. Obwohl das neue Weltbild offiziell abgelehnt wurde, war Galilei von seiner Richtigkeit überzeugt und setzte alles daran, gute Beweise dafür zu finden.

Dabei war Galilei ein Gelehrter der modernen Art. Bisher meinte man nämlich, alles Wissen und alle Wahrheit stünde bereits in Büchern, und man müsse sie nur lesen und studieren, um zu verstehen, wie die Welt aufgebaut ist und funktioniert. Galilei vertraute dem Bücherwissen nicht sonderlich, denn es wies viele Widersprüche und offensichtliche Fehler auf. Und so machte er sich daran, mittels Experimenten und Beobachtungen die Welt neu zu erforschen und besser zu verstehen.

Dabei fiel ihm ein neuartiges Gerät in die Hände, das er sogleich dazu verwendete, den Sternenhimmel zu erforschen. Die Entdeckungen, die er dabei machte, waren sensationell und absolut neu und sollten ihn schnell europaweit bekannt machen. Leider erregte er dadurch aber auch den Argwohn der Kirche, da seine Entdeckungen imstande waren, die Welt aus den Angeln zu heben und bisher gültige Wahrheiten einfach wegzuwischen. Komm und besuche auf dieser Seite die wichtigsten Stationen im Leben des großen Galilei und finde heraus, dass auch du seinen Fußstapfen folgen kannst!

Neu auf dem Markt: das Fernrohr!

Galileis entscheidender Beitrag zur Astronomie besteht darin, dass er ganz schnell die Vorteile eines Fernrohres erkannte und es zur Himmelsbetrachtung verwendete. FernrohrZuvor dienten geschliffene Linsen, die in Rohre eingesetzt wurden, auf Jahrmärkten der Volksbelustigung. Gegenstände, die man damit betrachtete, waren auf einmal viel größer und standen auf dem Kopf.

Als Galilei 1609 von derartigen Geräten hörte, machte er sich sogleich daran, eines nachzubauen. Es hatte zunächst nur eine 8-fache Vergrößerung. Galilei lud einige angesehene venezianische Ratsherren ein, damit das Meer zu betrachten. Mit dem Gerät ließen sich Schiffe am Horizont entdecken, die man mit bloßem Auge erst 2 Stunden später erkennen kann. Die Ratsherren waren begeistert und entlohnten Galilei großzügig. Dieser machte sich unverzüglich daran, bessere Fernrohre mit stärkerer Vergrößerung zu bauen.

MondskizzeDas Fernrohr bot also einen großen strategischen Vorteil, wenn es darum ging, Bewegungen eines Feindes aus der Ferne zu beobachten. Aber Galilei richtete sein Fernrohr von Anfang an auch auf den Himmel. Zunächst einmal betrachtete er damit den Mond.

Er bemerkte vielfältige Oberflächenstrukturen wie Berge, Täler und Krater. Er sah auch deutlich, wie die Licht-Schattengrenze (der Terminator) über den Mond wanderte. Auf der Schattenseite sah er einzelne Lichtflecken nahe des Terminators. Das waren hohe Berggipfel, die schon von der Sonne beschienen wurden, obwohl ringsum das Gelände noch im Schatten lag.

Galilei fertigte von seinen Beobachtungen zahlreiche Zeichnungen an und veröffentlichte sie 1610 in seiner Schrift 'Sidereus Nuncius' (Sternenbote).

Wandle auf Galileis Spuren!

Fertige ganz im Stil Galileis eine Zeichnung vom Mond an, während du ihn mit einem Fernglas betrachtest. Hilfreiche Tipps dafür gibt es auf der Mach-mit-Seite.


Galileis Betrachtungen mit dem neuen Fernrohr

Der Sternenhimmel

Allein bei der Betrachtung des Mondes ist es natürlich nicht geblieben, Galilei schaute sich auch am Sternenhimmel um. Dabei fiel ihm auf, dass die Planeten als kleine Scheibchen zu sehen waren, die Sterne aber weiterhin nur als Pünktchen.

Sterne im Oriongürtel Auch heute noch, mit bedeutend stärkeren Teleskopen, bleiben die Sterne punktförmig, obwohl sie alle große Sonnen sind. Die extreme Entfernung zwischen uns und ihnen erlaubt es nicht, sie deutlicher zu sehen.

Auch Galilei begriff, dass sie unglaublich weit von der Erde entfernt sein müssen. Zwischen ihm bekannten Sternen entdeckte er Unmengen an neuen Sternen, die mit bloßem Auge nicht wahrnehmbar sind, die er aber mit sinem Fernrohr deutlich erkennen konnte.

Am beeindruckendsten aber war für ihn der Blick in den Bereich der Milchstraße, die sich als schimmerndes Band über den Himmel zieht. Dicht an dicht fand er dort Sterne, eine ungeheure Menge an bis dahin unbekannten Sternen! Welch ein großartiger Anblick!

Auch du kannst das heute nachempfinden, es genügt schon ein einfaches Fernglas und natürlich eine dunkle wolkenfreie Nacht. Du wirst staunen, wieviele Sterne du mit deinem Hilfsmittel plötzlich am Himmel sehen kannst! Und je größer und leistungsstärker das Fernglas oder Teleskop ist, desto mehr unbekannte Sterne werden sichtbar.

Du wirst sogar mehr Sterne sehen können als Galilei, dessen Fernrohr im Vergleich zu den heutigen Geräten recht schwach war! Trotzdem entdeckte er z.B. im Oriongürtel mehr als 500 'neue' Sterne.


Der Jupiter

Als nächstes kam der Planet Jupiter an die Reihe. Links und rechts von ihm fand Galilei drei kleine helle Sternchen, die mit Jupiter eine Linie bildeten. Am nächsten Abend sah Galilei sie in anderer Formation wieder, nun standen sie alle auf der gleichen Seite von Jupiter.

JupitermondeGalilei war ganz fasziniert und rätselte noch, ob es sich wohl um Sterne oder um Monde handelt. Sollten es tatsächlich Monde sein, dürften sie sich nicht weit von Jupiter entfernen und müssten beinahe täglich zu sehen sein (außer sie stehen gerade vor oder hinter Jupiter).

Das wollte Galilei überprüfen und beobachtete mehrere Tage hintereinander, was mit den Lichtpünktchen passieren würde. Bald kam noch ein vierter Lichtpunkt dazu. Nach zehn Tagen war er sich sicher, dass er eine sensationelle neue Entdeckung gemacht hatte: Nicht nur die Erde besitzt einen Mond, auch Jupiter wird von Trabanten begleitet, und sogar gleich von vier Monden!

Erstmals in der Geschichte der Astronomie wurden Monde bei einem anderen Himmelskörper entdeckt! Diese Entdeckung war zugleich ein starker Beweis für das heliozentrische Weltbild, denn offenkundig dreht sich doch nicht alles um die Erde, wie bis dahin beim geozentrischen Weltbild angenommen.

Zu Ehren seines Arbeitgebers, des Großherzogs der Toscana, Cosimo Medici, benannte Galilei seine Neuentdeckung nach ihm - Mediceische Sterne. Später wurden Jupiters Monde in Io, Europa, Ganymed und Kallisto umbenannt, passend zur üblichen Namensgebung von Planeten, deren Namen aus der griechischen Mythologie stammen.

Wandle auf Galileis Spuren!

Beobachte mit einem Fernglas den wilden Tanz der Jupitermonde! Hilfreiche Tipps dafür gibt es auf der Mach-mit-Seite.

Galilei war ganz aufgeregt und wollte seine neue Entdeckung den Menschen zeigen, die noch immer nicht vom kopernikanischen Weltbild überzeugt waren. Und so lud er einige Gelehrte von Florenz zu sich ein und ließ sie durch sein Fernrohr schauen. Leider brachte das nicht den Erfolg, den er sich erhofft hatte.

Die Herren begegnetem dem neuen Gerät mit äußerstem Misstrauen und hielten das, was sie sahen, für ein Trugbild oder eine optische Täuschung bzw. behaupteten einfach, gar nichts gesehen zu haben. Für Galilei befanden sich neben dem Planeten Jupiter ganz eindeutig mehrere kleine Lichtpunkte, die ihn als Monde umkreisen, nur wollte sie damals partout niemand sonst sehen..


Galileis Beobachtungen von Venus und Sonne

Die Venus

VenusphasenGalilei richtete sein Wunderrohr auch auf den Planeten Venus. Laut Kopernikus sollten Merkur und Venus, genau wie der Mond, verschiedene Lichtgestalten zeigen. Ihm fehlte aber noch das geeignete Beobachtungsinstrument, um dies auch beweisen zu können.

Galilei beobachtete Venus über einen längeren Zeitraum mit seinem Fernrohr und konnte nur bestätigen, was Kopernikus angenommen hatte: Venus wird von der Sonne unterschiedlich beleuchtet und zeigt sich manchmal als Sichel, manchmal als Halbvenus, und auch als nahezu runde Vollvenus.

VenusskizzeWas Galilei gesehen hat, hinterließ er uns als Skizzen. In der Abbildung rechts sind diese Skizzen nachempfunden. Wenn du ein Teleskop hast, kannst auch du die Gestalt der Venus betrachten und überprüfen, ob Galilei Recht hatte.

In Erdnähe ist Venus größer, aber nur als Sichel zu sehen. Dann entfernt sie sich wieder, wird dabei kleiner, aber der Beleuchtungsgrad nimmt zu. Als Vollvenus können wir sie nicht sehen, da sie sich dann direkt bei der Sonne aufhält.

Die Sonne

ProjektionAuch mit der Sonne beschäftigte sich Galilei. Um sein Augenlicht vor den grellen Sonnenstrahlen zu schützen, schwärzte er ein Glas mit Ruß und setzte es am Fernrohr vor das Objektiv.

Leider muss man sagen, dass seine häufigen Beobachtungen der Sonne wahrscheinlich dazu geführt haben, dass er nach und nach erblindete. Am Ende seines Lebens konnte er nicht mehr sehen.

Denke IMMER daran, bei Sonnenbeobachtungen für den Schutz deiner Augen zu sorgen! Heute gibt es dafür passende Sonnenfilterfolien, die 99,999% des Sonnenlichtes blockieren. Was dann noch durchkommt, reicht völlig für Betrachtungen der Sonne aus. Galilei hat sich mit dem Beobachten durch rußgeschwärzte Filter seine Augen verdorben.

Ein Schüler von ihm, Benedetto Castelli, hatte eine großartige Idee, nämlich die Sonnenstrahlen auf einen Schirm direkt hinter dem Fernrohr zu projizieren. So war eine gefahrlose Beobachtung möglich, bei der sogar mehrere Personen zugleich sehen können, wie dunkle Flecken über die Oberfläche der Sonne wandern.

Sonnenflecken Denn das war DIE große Entdeckung: die Sonne ist gar nicht so makellos, wie seit Aristoteles geglaubt wurde! Ihr Antlitz wird von Zeit zu Zeit von dunklen Flecken verziert, die sich zudem auch noch bewegen! Über die Art der Sonnenflecken wurde anfangs viel diskutiert und gestritten. Einige meinten, das seien Monde, die nahe an der Sonne vorbeiziehen und sie teilweise verdecken.

Andere wieder waren der Ansicht, die Flecken haben überhaupt nichts mit der Sonne zu tun, sondern entstehen in der Erdatmosphäre. Aber Galilei ließ sich nicht beirren. Er bemerkte nämlich, dass Fleckengruppen über die Sonne ziehen, an einem Sonnenrand verschwinden und nach einigen Tagen am anderen Rand der Sonne wieder auftauchen, um erneut über die Sonne zu wandern. Das bewies, dass sich die Flecken unmittelbar auf der Sonne befinden müssen und sie umrunden bzw. sich mit ihr drehen. Die Sonne dreht sich in etwa 27 Tagen einmal um sich selbst.


Galileis Beobachtung des Planeten Saturn

SaturnskizzeAuch dem Saturn wandte sich Galilei zu. Er bemerkte, dass dieser Planet äußerst merkwürdig aussieht, nicht kreisrund, sondern eher oval wie eine Olive. Das verwunderte Galilei sehr, und er rätselte, wie das sein könne. Vielleicht befinden sich hier drei Körper dicht nebeneinander? Was genau mit Saturn los ist, konnte er nicht erkennen, da sein Fernrohr für eine höhere Auflösung nicht geeignet war.

Erst Christiaan Huygens fand 1655 mit einem besseren Teleskop heraus, dass dieser Planet von Ringen umgeben ist. Immerhin stellte Galilei fest, dass die Ausbuchtungen des Saturn manchmal für einige Wochen verschwinden und dann wieder auftauchen. Das ist der Fall, wenn wir genau auf die Kante der Ringe blicken. Da sie zwar riesengroß aber extrem dünn sind, können wir sie in Kantenstellung nicht erkennen.


Galilei darf seine neuen Entdeckungen nicht mehr bekannt machen

Galileo Galilei hatte für sich selbst mithilfe seiner zahlreichen Beobachtungen begriffen, dass das kopernikanische Weltsystem mit der Sonne im Zentrum dem ptolemäischen mit der Erde als Mittelpunkt vorzuziehen ist, weil es ganz einfach den Tatsachen entspricht. Aber es war schwer, seine Mitmenschen davon zu überzeugen, weil sie zu gerne am Althergebrachten festhalten wollten. Darum dachte Galilei über einen wirklich überzeugenden, unumstößlichen Beweis nach, dass sich die Erde tatsächlich bewegt und nicht feststeht. Und er glaubte, diesen Beweis gefunden zu haben:

Er beobachtete Wasser in einer Wanne oder Schüssel. Solange die Schüssel stillsteht, verteilt sich das Wasser gleichmäßig und bleibt ruhig. Bewegt man aber die Schüssel, schwabbt das Wasser von einer Seite auf die andere und wieder zurück. Ähnliches hatte er am Meer beobachtet, wenn die Flut kommt und sich dann wieder zurückzieht. Das, was in der Wasserschüssel passiert - so meinte Galilei - geschähe auch mit den Wassern der Ozeane.

Aufgrund der Bewegung der Erde schwabbt das Meerwasser regelmäßig über die Ufer und zieht sich daraufhin wieder zurück - Ebbe und Flut treten auf. Dass der Mond einen großen Einfluss auf die Gezeiten hat, erkannte Galilei noch nicht. Er glaubte, damit den Beweis gefunden zu haben, dass sich die Erde bewegt.

Über diesen Beweis der Bewegung der Erde und somit der Richtigkeit des kopernikanischen Systems schrieb er ein Buch und nannte es 'Dialog über die Meere'. Er musste es vor der Veröffentlichung von den Kirchenbehörden begutachten lassen. Diese fanden es nicht schlüssig und lehnten es ab. Da Galilei darin Kopernikus' Werk 'De revolutionibus orbium coelestium' erwähnt, auf das er sich stützt, wurde die Kirchenbehörde auch auf dieses Buch aufmerksam, obwohl es schon vor 73 Jahren veröffentlicht und bisher nicht beanstandet wurde. Und so kam es im Jahr 1616 auf den Index der verbotenen Bücher.

Von nun an durfte das Buch nur mit Korrekturen gedruckt und veröffentlicht werden, die ausdrücklich darauf hinweisen, dass die Lage und Bewegung der Erde als rein hypothetisch anzusehen sei, nur als Rechenhilfe genutzt werden dürfe und nicht als real zu nehmen seien. Gleichzeitig erging das Verbot, öffentlich sowohlmündlich als auch schriftlich von einer Bewegung der Erde zu sprechen. Davon war auch Galilei betroffen.

Für Galilei bedeutete das, er durfte seine Erkenntnisse über das Sonnensystem nicht mehr bekannt machen, er hatte darüber zu schweigen. Das war bitter für ihn, denn er glaubte nach wie vor fest daran, dass er die Wahrheit herausgefunden hatte und sie auch beweisen konnte. Was aber geschehen könnte, wenn er sich dem Heiligen Offizium nicht unterwarf, hatte sich im Jahr 1600 gezeigt, als der Benediktinermönch Giordano Bruno von der Inquisition zum Tode verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.

Bruno hatte behauptet: "Es gibt unzählig viele Sonnen, und unzählig viele Erden umlaufen diese Sonnen ähnlich wie die Planeten unsere Sonne. Diese Welten werden von Lebewesen bewohnt." Diese Behauptung, an der er Zeit seines Lebens festhielt, sollte nach vielen Jahren der Verfolgung, der Flucht und des Versteckens seinen Tod bedeuten.

Galilei fiel das Schweigen nicht leicht, aber er bemühte sich, den Auflagen der Inquisition nachzukommen. Er wandte sich anderen, nichtastronomischen Dingen zu. Beispielsweise entwickelte er sein Fernrohr für terrestrische Zwecke weiter und befasste sich mit mechanischen Experimenten der Physik. Aber seine Leidenschaft für die Astronomie blieb ihm erhalten.

Unterdessen tauchten am Himmel mehrere Kometen auf, über deren Wesen und Erscheinung in der Öffentlichkeit viel diskutiert wurde, wobei auch falsche Ideen und Ansichten in Umlauf kamen und von anderen Leuten übernommen wurden.

Galilei hielt sein Schweigen kaum noch aus, denn er wollte zu gerne die Dinge klarstellen. Er ließ einen Freund, Mario Guiducci, die Schrift 'Discorso delle comete' herausbringen, in der unter dessen Namen die Meinung Galileis zum Thema Kometen veröffentlicht wurde.

Auch Johannes Kepler befasste sich in der Zeit mit Kometen und brachte eine eigene Schrift heraus, 'De cometis'. Darin legt er dar, dass Kometen ihre Bahnen durch ein Universum ohne Kristallschalen ziehen. Diese neue Vorstellung setzte sich in der Öffentlichkeit sogar allmählich durch, obwohl es eine Abkehr von den Lehren Aristoteles bedeutete.


Galilei muss auf Papstgeheiß seine Erkenntnisse verleugnen

Im September 1621 starb der Papst, der Galilei das Schweigegebot auferlegt hatte, und mit dem neuen Papst Urban VIII. (sein bürgerlicher Name war Maffeo Barberini) verband Galilei die Hoffnung, die Zeiten würden sich nun wandeln und der wissenschaftliche Fortschritt würde nicht mehr behindert. Er kannte Barberini von früher und wusste, dass er ein wissenschaftlich interessierter Mensch war.

So schöpfte Galilei neuen Mut und widmete sich wieder voller Enthusiasmus seinen astronomischen Forschungen wie z.B. der systematischen Beobachtung der Sonnenflecken. Außerdem schrieb er an einem Buch, in dem sich drei Menschen unterschiedlicher Auffassungen über die verschiedenen Weltsysteme unterhalten, wobei jeder von ihnen eine andere Position vertritt.

In diesem "Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme" diskutieren und streiten Salviati (Verfechter des kopernikanischen Systems), Simplicio (Anhänger der Lehren von Aristoteles und Ptolemäus) und Sagredo (ein kluger astronomischer Laie, der sich noch nicht entschieden hat) aufs Heftigste miteinander und bringen Argumente für die eigene Weltanschauung vor. Jeder von ihnen kommt zu Wort, kann seine eigene Meinung sagen und die anderen kritisieren. Im Gespräch soll sich dann allmählich die Ansicht Richtung heliozentrisches Weltsystem verlagern und seine Richtigkeit herausgefunden werden.

Galilei wählte für die Veröffentlichung seiner wissenschaftlichen und philosophischen Thesen die Dialogform und vermied damit eine trockene, für den Laien schwer verständliche Darlegung seiner Ansichten. Außerdem hatte er nicht in Lateingeschrieben, wie es damals üblich war. Sein Buch ist in italienischer Sprache verfasst, damit es auch von Nicht-Wissenschaftlern gelesen werden kann. Heute würden wir sagen, es ist ein populärwissenschaftliches Buch.

In dem Gespräch, den die drei Widersacher in seinem Buch führen, kann Galilei seine Beweise für das neue Weltbild viel besser erklären, auch Einwände vorbringen, die seiner Leserschaft vielleicht beim Lesen durch den Kopf gehen, und diese Einwände sogleich entkräften. Es ist, als würde er sich persönlich mit den Menschen unterhalten, sich ihre vielfältigen Meinungen zu den verschiedenen Weltsystemen anhörenund sie auf Irrmeinungen hinweisen und diese richtigstellen. Was Galilei hier geschaffen hat, ist eines der wichtigsten und besten Bücher in der Geschichte der Menschheit. Im Jahr 1632 konnte er das Buch schließlich veröffentlichen.

Leider gefiel es dem neuen Papst ganz und gar nicht. Er fühlte sich angegriffen und der Lächerlichkeit preisgegeben, da er sich in der Figur des Simplicio wiederzuerkennen glaubte. Die Ansichten des Simplicio werden im Dialog immer wieder von den anderen beiden Hauptfiguren angegriffen und widerlegt, und am Ende des Buches muss er eingestehen, dass die beiden vielleicht doch recht haben.

Der Papst sah in Galileis Buch einen direkten Angriff auf die Theologie und damit auf die Bibel. Ein halbes Jahr nach Veröffentlichung erging der päpstliche Befehl, die weitere Verbreitung des Buches zu verhindern und alle bereits existierenden Exemplare zu beschlagnahmen. Im Oktober erhielt Galilei den Befehl, sich nach Rom zum Kommissar der Inquisition zu begeben. Nach einigen Untersuchungen zu dem Fall wurde schließlich 1633 sein 'Dialog' verboten und Galilei zu Kerkerhaft verurteilt.

Außerdem wurde er dazu gezwungen, eine Abschwörung von seinem Werk zu verfassen und sie öffentlich zu verlesen. Dieser Text wurde überall und vor allem in den Schulen bekannt gemacht. Da Galilei schon alt und krank war, wurde ihm der Kerker erspart, und stattdessen bekam er lebenslangen Hausarrest, durfte also nicht mehr ohne päpstliche Erlaubnis sein Haus verlassen.

Die Abschwörung

"Mit aufrichtigem Herzen und ungeheucheltem Glauben schwöre ich ab, verfluche und verwünsche ich besagte Irrtümer und Ketzereien, sowie überhaupt jeden anderen Irrtum und jeden der besagten Heiligen Kirche widersprechenden Irrtum und Sektiererglauben. Und ich schwöre, dass ich in Zukunft niemals mehr etwas sagen oder mündlich oder schriftlich behaupten will, woraus man einen ähnlichen Verdacht gegen mich schöpfen könnte, und dass ich, wenn ich irgendeinen Ketzer oder der Ketzerei Verdächtigen antreffen sollte, ihn diesem Heiligen Offizium oder dem Inquisitor und dem Bischof des Ortes, wo ich mich befinde, anzeigen werde. Außerdem schwöre und verspreche ich, alle Bußen zu erfüllen und vollständig zu verrichten, die mir das Heilige Offizium auferlegt hat und noch auferlegen wird. Und sollte ich, was Gott verhüten möge, irgendeiner meiner besagten Versprechungen, Beteuerungen und Schwüre zuwiderhandeln, so unterwerfe ich mich allen Strafen und Bußen, welche durch die Heiligen Canones und andere allgemeine und besondere Konstitutionen gegen solche, die sich in solcher Weise vergehen, festgesetzt und verhängt worden sind. So wahr mir Gott helfe und diese seine Heiligen Evangelien, die ich mit meinen eigenen Händen berühre."


Das heliozentrische Weltbild setzt sich trotzdem durch

Galileo Galilei wurde dazu genötigt, sein Lebenswerk zu leugnen und das, was er an Erkenntnissen über die Sterne und das Sonnensystem erlangt hatte, als nichtig abzutun. Und das alles, weil es vermeintlich den Auslegungen der Bibel widersprach und er somit der Gotteslästerung bezichtigt wurde.

Die Strafe der Inquisition ist doppelt tragisch für Galilei, denn er war Zeit seines Lebens ein sehr gläubiger Mensch und bewunderte während seiner Studien immer wieder Gottes herrliches Werk. Er war überzeugt davon, dass Gott alles erschaffen hat, so auch die Planeten, und sie nach seinem Gefallen bewegt. Einzig wir Menschen sind zu klein und unwissend, um seine gesamte Schöpfung überblicken zu können, und machen uns manchmal falsche Vorstellungen, lassen uns zu sehr von unseren trügerischen Sinnen leiten.

Er glaubte mit seiner Gezeitentheorie einen Beweis gefunden zu haben, um auch die Kirchenleute von der Bewegung der Erde zu überzeugen. Lange war er sich sehr sicher, dass ihm das gelingen würde. Doch die Kirche ließ sich von ihren althergebrachten Überzeugungen nicht abbringen, weil das für sie einen Verlust an Macht und Glaubwürdigkeit bedeutet hätte. Lieber opferte sie ihren wichtigsten und besten Gelehrten und machte sein Lebenswerk zunichte.

Doch dies konnte das neue Weltbild nicht mehr aufhalten. Die Macht der katholischen Kirche erstreckte sich nicht über alle Länder Europas. Bücherverbote galten außerhalb Italiens nicht, Galileos Werke wurden weiterhin gelesen und diskutiert, und allmählich setzte ein Umdenken ein. Die geistige Revolution ließ sich nicht mehr aufhalten.

Galilei hatte gezeigt, wie Wissenschaft betrieben wird (nicht mehr allein durch Nachdenken, sondern unterstützt von Experimenten, Beobachtungen und Berechnungen). Und Galilei hatte dem neuen, kopernikanischen Weltbild erst zu seinem Durchbruch verholfen, trotz aller Widerstände, da er die passenden Argumente dafür vorbrachte und die unterschiedlichen Weltbilder in seinem Dialog sehr ausführlich und und vor allem in der Sprache des Volkes erklärte. Nun verstanden auch die, die keine astronomische Vorbildung besaßen und auch kein Latein konnten, was ein heliozentrisches System ist und warum es dem geozentrischen System vorzuziehen ist.

Galileis Bücher und Schriften wurden von vielen Generationen von Wissenschaftlern und Philosophen gelesen, diskutiert und seine Thesen mit neuen Erkenntnissen und Entdeckungen untermauert und weiterentwickelt. Nach Jupiter entdeckte man auch bei Saturn einen Mond, die Sonnenflecken wurden von mehreren Forschern systematisch beobachtet, der Sternenhimmel mit besseren Geräten immer intensiver erforscht. Dies alles, das seinen Ausgangspunkt bei Galilei nahm, wird auch heute noch wissenschaftlich unter die Lupe genommen.

Galileo Galilei starb am 8. Januar 1642 in seinem Haus in Arcetri bei Florenz. Auch wenn er zu Lebzeiten offiziell nicht gebührend gewürdigt wurde, wissen wir doch heute, welche großartigen Leistungen er vollbrachte.

Ihm zu Ehren wurde eine Raumsonde nach ihm benannt, die zum Jupiter flog und auf ihrer Mission die vier galileischen Monde aus nächster Nähe beobachtete. Auch das neue Satellitensystem, das von Europa in den nächsten Jahren im Weltall rund um die Erde stationiert werden soll, um damit Navigationsgeräte betreiben zu können, wird den Namen Galileo tragen. Außerdem wurde ein Krater auf dem Mond nach ihm benannt.


Im Rahmen dieser Seite konnte nicht auf alle Aspekte seines schaffensreichen Lebens eingegangen werden. Sie soll vielmehr einen Überblick über seine Aktivitäten vermitteln. Biographien über Galileo Galilei gibt es viele. Wer mehr Interesse an seinem Leben hat, wird sicher schnell fündig.

Ein sehr empfehlenswertes Buch (keine Biographie) ist das "Leben des Galilei" von Bertolt Brecht. Es ist (so wie Galilei es selbst gerne hielt) in Dialogform geschrieben und lässt den großen italienischen Gelehrten sehr lebendig erscheinen. Als Leser ist man gleichsam Zuschauer bei seinen Forschungen, erlebt seine Auseinandersetzungen mit Vertretern der Kirche mit und erfährt von seinen Ansichten und Gedanken, wenn er sich mit seinem Assistenten unterhält.

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