Venustransit

Venus Transit

Ein Venustransit ist eine Sonnenfinsternis, denn genau wie der Mond schiebt sich ja auch die Venus zwischen uns und die Sonne. Da sie jedoch viel weiter von der Erde entfernt ist als der Mond und uns daher viel kleiner erscheint (obwohl sie tatsächlich viel größer ist als der Mond!), schafft es Venus nicht, die gesamte Sonnenfläche abzudunkeln. Daher wandert sie als winziges schwarzes Fleckchen über die große Sonnenscheibe, und wenn man nichts davon weiß, bemerkt man es gar nicht.

Die Beobachtung von Venustransiten wurde erst im Zeitalter der Fernrohre möglich, alle vorherigen Vorübergänge vor der Sonne wurden höchstwahrscheinlich nicht bemerkt. Bis heute konnten erst sechs Venusdurchgänge beobachtet werden! Weshalb, das werden wir auf dieser Seite erfahren.

Warum ist ein Venustransit so selten?

Stehen Erde, Venus und Sonne in einer Linie, sollte Venus eigentlich einen Teil der Sonne verdecken (siehe linke Abbildung). Aber weil die Bahnen von Erde und Venus nicht in einer Ebene liegen, sondern gegeneinander gekippt sind (siehe mittlere Abbildung), zieht Venus knapp oberhalb oder unterhalb der Sonne vorbei, wenn sie die Erde überholt.

Venus, Erde und Sonne Venusbahn und Erdbahn seitlich Knoten bei Venus- und Erdbahn

Nur wenn sich Erde und Venus an einem Knoten ihrer Bahnen treffen, bilden sie tatsächlich eine Linie mit der Sonne, und ein Transit (oder auch eine Mini-Verfinsterung der Sonne) kann stattfinden. Es gibt zwei Knoten, wo sich die Bahnen kreuzen, doch Erde und Venus treffen sich dort nur selten (rechte Abbildung).

Der Rhythmus der Venusdurchgänge

Venustransit 2004

  • 1631 und 1639
  • 1761 und 1769
  • 1874 und 1882
  • 2004 und 2012
  • 2117 und 2125

Nur etwa alle 103 bis 130 Jahre ziehen Erde und Venus gleichzeitig durch einen Knoten. Dann aber gleich acht Jahre später auch durch den anderen Knoten. Deshalb haben Venustransite einen ungewöhnlichen Rhythmus.

Venus zieht vor der Sonne vorbei

So wie in dieser Animation für 2012 stellt sich ein Venustransit dar. Venus zieht von der Erde aus gesehen vor der Sonne vorbei.

Zwar haben Erde und Venus dann ihre größte Annäherung, Venus ist aber zu diesem Zeitpunkt trotzdem etwa 42 Millionen Kilometer von uns entfernt und somit winzig. Sie kann die Sonne nicht abdecken.

Beobachtet man mit einer Sonnenfinsternisbrille, ist der winzige schwarze Punkt kaum zu sehen. Besser ist die Beobachtung mit einem Teleskop. Spürbar finster wird es natürlich nicht.

Venus erscheint uns nicht größer als beispielsweise ein ganz normaler Sonnenfleck, die häufig über die Sonnenoberfläche wandern.

Geschichtliches zum Venustransit

Im Altertum und im Mittelalter waren Venustransite unbekannt.

Johannes Kepler berechnete wahrscheinlich als Erster die Termine für mögliche Durchgänge. Er sagte für den 7. November 1631 einen Merkurtransit und für den 6. Dezember 1631 einen Venustransit voraus. Leider konnte er sie nicht mehr selbst beobachten, da er kurz vorher verstarb.

Erstmalige Beobachtung im Jahr 1639

Der Franzose Pierre Gassendi war einer der ersten Menschen, die einen Transit der inneren Planeten beobachtete. Bei Merkur gelang ihm das 1631, so wie Kepler es vorausberechnet hatte. Den Venustransit konnte er nicht sehen, da er sich ereignete, als es in Paris, seiner Heimat, gerade Nacht war. Von Amerika aus wäre dieses Himmelsschauspiel zu sehen gewesen.

Der erste Venustransit wurde 1639 von Jeremiah Horrocks aus England beobachtet, der den Venusdurchgang vorher selbst berechnete. Auch sein Freund William Crabtree, dem er von seinen Berechnungen geschrieben hatte, sah die Venus von Manchester aus vor der Sonne vorüberziehen. Aus Horrocks wurde leider kein großer Astronom, da er mit 22 Jahren plötzlich verstarb.

Expeditionen zur Vermessung der Venustransite 1761 und 1769

Wird ein Venustransit von zwei Beobachtern gesehen, die möglichst weit voneinander entfernt sind (mehrere tausend Kilometer), scheint die Venus bei jedem einen geringfügig anderen Weg über die Sonne einzuschlagen. Mit diesem Unterschied lässt sich die Entfernung Erde-Sonne berechnen. Diesen Umstand wollte man beim nächsten Transit 1761 nutzen und plante zu diesem Zweck Schiffsreisen für Astronomen in entlegene Gebiete der Erde.

Leider gerieten 1761 die englischen Schiffe unterwegs in kriegerische Auseinandersetzungen, bei denen es sogar Tote gab und die Schiffe zur Umkehr gezwungen wurden. Die Franzosen wiederum schickten insgesamt vier Expeditionen aus (nach Sibirien, Wien und zwei zur Südhalbkugel), die allesamt entweder am schlechten Wetter scheiterten oder gar nicht am Ziel ankamen.

1769 hatte man mehr Glück. An 77 Stationen weltweit konnte der Venustransit beobachtet werden. Unter anderem wurde von Sibirien, St. Petersburg, Wien, Philadelphia, Greenwich und Tahiti aus der Venusdurchgang gesehen. Die berühmteste Expedition fand dabei unter dem Kommando von Captain James Cook statt, der die Wissenschaftler mit einem Schiff nach Tahiti brachte.

Die Entfernung Erde-Sonne, die aus all diesen Beobachtungsdaten berechnet werden konnte, schwankte zwischen 148 Millionen und 154 Millionen Kilometern. Heute wissen wir, dass die Erde rund 150 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt ist.

Erste Fotografien eines Venustransits

Auch 1874 und 1882 wurden verschiedene Expeditionen ausgeschickt, um den Venustransit genau vermessen zu können. Die Technik hatte sich inzwischen weiterentwickelt. Erstmals konnten beispielsweise Fotografien vom Venustransit gemacht werden.

Außerdem war man sich 1882 klar darüber, dass es für lange Zeit die letzte Möglichkeit sein würde, ein solches Himmelsereignis beobachten zu können. Erst 122 Jahre später sollte der nächste Venusdurchgang stattfinden.

Venustransite 2004 und 2012

Venustransit 2012 Für alle Menschen, die im Jahr 2004 den Venustransit beobachteten, war es der Erste ihres Lebens. Mit großer Spannung wurde das Himmelsereignis erwartet, das von Europa aus hervorragend zu sehen war, da sogar das Wetter mitspielte und sich von seiner freundlichen Seite zeigte.

Die Sonnenentfernung brauchte nun nicht mehr berechnet zu werden, da es dafür inzwischen bessere Methoden gibt. Dennoch wurde der Venusdurchgang aufs Genaueste dokumentiert und fotografiert. Niemand kann die Fotos zählen, die dabei gemacht wurden. Und natürlich sind mit Hilfe moderner Technik auch viele Filmaufnahmen entstanden.

Der Venusdurchgang am 6. Juni 2012 war von Europa aus leider nicht komplett zu beobachten, da er in den Nachtstunden stattfand. Gerade mal das Ende war zu sehen, wenn man ganz früh aufstand und den Sonnenaufgang miterlebte.

Wer das Schauspiel in seiner ganzen Länge miterleben wollte, musste eine Reise nach Amerika unternehmen oder sich so weit nach Norden begeben, wo die Sonne im Sommer nicht unter den Horizont sinkt (nördliches Skandinavien).

Achtung - es war auf lange Sicht die letzte Gelegenheit!

Venustransite 2117 und 2125:
Auch 2117 kommen wir in Europa nicht viel besser weg, auch dann findet der Transit in den Nachtstunden statt. Unsere Nachfahren können den Venusdurchgang von Europa aus nicht beobachten. Erst am 8. Dezember 2125 lässt sich von hier aus wieder ein Durchgang der Venus vor der Sonnenscheibe beobachten.

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