Es gibt zwei Sichtweisen, um eine Sonnenfinsternis zu beschreiben. Zum einen ist das der Ablauf von einem festen Standpunkt auf der Erdoberfläche aus, idealerweise natürlich aus der Kernzone. Zum anderen betrachten wir die SoFi in einiger Entfernung aus dem Weltraum heraus, weil wir da die ganze Sache besser überblicken können. Dazu weiter unten mehr.
Die Sonnenfinsternis aus der Kernzone heraus beobachtet
Zunächst haben wir unseren Beobachtungsposten in der Kernzone. Das ist der Bereich, wo der Mondschatten den Erdboden trifft.
Hier beginnt die SoFi, wenn der Mond erstmalig die Sonne berührt und sie ein wenig anknabbert. Das geschieht mehr als eine Stunde vor der totalen Verfinsterung.
Nun bleibt genug Zeit, das langsame Voranschreiten der Finsternis zu beobachten.
Allmählich schiebt sich der Mond vor die Sonne und bedeckt sie immer mehr.
Um das zu beobachten, muss man eine Sonnenfinsternisbrille aufsetzen, die 99,999% des Sonnenlichtes herausfiltert. Trotzdem kann man immer noch genug erkennen. Die Zeit vor der totalen Verfinsterung nennt man partielle Phase.
Ein ungeschützter Blick auch in die teilweise verfinsterte Sonne kann zur Erblindung führen!
Natürlich müssen nicht nur unsere Augen, sondern auch Ferngläser und Teleskope mit einem Sonnenfilter geschützt werden, und die Fotokamera auch!
Eine bequeme Beobachtung ohne Filter bieten sogenannte Sonnenprojektoren, bei denen das Sonnenlicht über ein Spiegelsystem geleitet wird und das Abbild der Sonne auf einer Fläche im Inneren des Projektors erscheint. So können auch mehrere Personen gleichzeitig beobachten.
Ein allmähliches Dunklerwerden der Umgebung ist kaum bis gar nicht wahrnehmbar, da sich unsere Augen an unterschiedliche Lichtverhältnisse anpassen können und den Helligkeitsverlust ausgleichen.
Ein Thermometer im Schatten aber lässt sich nicht täuschen - die angezeigte Temperatur nimmt im Verlauf der partiellen Phase leicht ab.
Das Warten auf die Dunkelheit kann man sich mit lustigen Spielchen vertreiben.
Da gibt es z.B. den Sicheleffekt. Lichtflecken, die durch die Blätter von Bäumen bis zum Boden dringen, sind während der partiellen Phase alle sichelförmig! Sie bilden das, was am Himmel zu sehen ist, am Boden ab.
Sind keine Bäume in der Nähe, kann man auch einfach seine Finger kreuzen und etwas Licht hindurch auf eine helle Fläche fallen lassen.
Nun ist es gleich soweit - von der Sonne ist nur noch ein winziges Stückchen übrig, und rasch wird auch das noch verschwinden!
Es ist nun merklich dunkler geworden, wie zur Abenddämmerung. Die Temperatur fällt, ein leichter Wind kommt auf.
Der Kernschatten des Mondes rast in diesem Moment mit einer Geschwindigkeit von etwa 2500 km/h auf uns zu. Wer Glück hat, kann ihn sogar am Boden kommen sehen!
Am Himmel tut sich derweil etwas ganz anderes: der Diamantringeffekt tritt auf!
Die Sonne ist nahezu komplett hinter dem Mond verschwunden, nur noch ein paar vereinzelte Sonnenstrahlen dringen zwischen den Mondbergen zu uns vor.
Für uns sieht es so aus, als schwebe ein überdimensionaler funkelnder und strahlender Diamantring direkt über unseren Köpfen. Ein paar Sekunden später knipst jemand das Licht aus, und wir stehen im Dunkeln, obwohl gerade Mittagszeit ist..
Nun haben wir die totale Phase erreicht - es ist dunkel, die Sterne kommen hervor.
Die Korona umgibt die schwarze Mondscheibe mit einem überirdischen Leuchten und Wabern, sodass man kaum noch den faszinierten Blick davon abwenden kann.
Eine Sonnenfinsternisbrille ist nun nicht mehr nötig, wir können die nächsten paar Minuten ungefährdet frei beobachten. Und selbst mit bloßem Auge sind Eruptionen am Sonnenrand zu sehen - Feuerfontänen, die die Sonne ins All hinausschleudert!
Viel zu schnell geht die Totalität vorbei, denn man kann sich gar nicht satt sehen an diesem Himmelsschauspiel!
Der Mondschatten, der uns eingehüllt hatte, bleibt keinen Moment lang stehen, sondern rast weiter über die Erdoberfläche.
Der Horizont ist während der Verfinsterung ringsum in wunderschöne Farben getaucht, die auch bei Sonnenuntergängen auftreten. Nur dass uns diese warmen kräftigen Rot-, Orange- und Gelbtöne von allen Seiten umgeben. Der Himmel wird nach oben zu immer dunkler, Venus strahlt herab.
Spätestens beim zweiten Diamantringeffekt ist es vorbei mit der totalen Verfinsterung, die Sonnenstrahlen kämpfen sich den Weg Richtung Erdboden frei, es wird rasch wieder hell.
Die Sterne verschwinden, der Mondschatten rast davon, die Dämmerungsstimmung löst sich auf.
Erst jetzt bemerkt man, wie kühl es doch in den letzten paar Minuten geworden ist, denn man war einfach viel zu beschäftigt, um das wahrzunehmen. Und doch - so schön die Totalität auch war, man ist froh, dass die Sonne wieder da ist und ihren unschätzbaren Dienst leistet - nämlich uns beleuchten und wärmen.
Noch ist die Sonnenfinsternis nicht vorbei, denn nach der totalen folgt wieder eine partielle Phase.
Der Mond gibt die Sonne nach und nach wieder frei, es wird schnell heller, die Luft erwärmt sich rasch. Ohne Schutz darf man nun nicht mehr zur Sonne blicken.
Dieses phänomenale Ereignis wird noch lange im Gedächtnis bleiben, und insgeheim denkt man schon darüber nach, eine Reise zur nächsten Sonnenfinsternis zu unternehmen. Denn hier an diesem Ort wird es so schnell nicht mehr am Tage finster.
Die SoFi vom Weltall aus gesehen
Zum anderen kann man die Sonnenfinsternis auch so beschreiben, dass man als Beobachtungsstandort den Erdorbit annimmt. Von außerhalb der Erde sieht man den Mondschatten über die Erdoberfläche rasen. An einem bestimmten Ort berührt er erstmalig die Erdoberfläche. Von da aus wandert er über ganze Ozeane und Kontinente, aber nicht in schnurgerader Linie.
Hier kommen zwei Bewegungen zusammen, einmal die Bewegung des Mondes, der ja zu keinem Zeitpunkt in seiner Umlaufbahn stehenbleibt, und dann die Bewegung der Erde. Sie rotiert ebenfalls permanent und dreht sich unter dem Schatten hinweg.
Anfangs hat der Mondschatten noch eine Geschwindigkeit von mehr als 30000 km/h! Wer sich am Beginn der Kernschattenzone aufhält, erlebt nur eine kurze Verfinsterung, die einige Sekunden bis eine Minute andauert. Alle Orte, die auf dem Pfad des Mondschattens liegen, erleben nacheinander eine Sonnenfinsternis.
Auf seinem Weg über die Landschaft wird der Schatten allmählich langsamer, seine Geschwindigkeit sinkt schließlich auf 2500 km/h ab. Dadurch verlängert sich auch die Zeit der Verfinsterung in den jeweiligen Orten, sie steigt immer um ein paar Sekunden an. Es gibt eine Stelle auf dem Pfad, wo die Verfinsterung am längsten andauert, dort ist das Maximum der Finsternis.
Ab hier steigt die Schattengeschwindigkeit wieder an, die Dauer der Verfinsterung in den Orten entlang des Schattenpfades nimmt ab. Nachdem der Mondschatten fast die halbe Erde umrundet hat, verlässt er sie wieder, die Sonnenfinsternis ist vorbei.
Bei der Sonnenfinsternis am 29. März 2006 legte der Mondschatten auf der Erdoberfläche einen Weg von 14500 Kilometern zurück. Nach drei Stunden und zwölf Minuten hatte er diese enorme Strecke geschafft und verschwand wieder im Weltall.
Am längsten verfinstert war es in Südlibyen, als die Totalität ihr Maximum von 4 Minuten und 7 Sekunden erreichte. Der Kernschattenbereich hatte eine Breite von 189 Kilometern. Wer sich nur wenig außerhalb davon befand, erlebte keine totale Verfinsterung.
In der Abbildung rechts ist mit dem roten Fleck der Ort des Maximums dargestellt, an dem die totale Verfinsterung am längsten dauerte. Nur innerhalb des roten Kreises war es in dem Moment finster. Eine partielle (teilweise) Bedeckung konnte im rot-grauen Gebiet beobachtet werden. Je weiter entfernt man sich von der Totalitätszone aufhält, desto weniger wird die Sonne verdeckt.
Mehr Informationen zur Entstehung und den Arten von SoFis gibt es auf der Seite Sonnenfinsternis.