Wie wohl jeder weiß, hat ein Jahr 365 Tage. Ein Jahr entspricht dabei der Umlaufzeit der Erde um die Sonne. Allerdings benötigt die Erde nicht genau 365 Tage, um ihre Runde um die Sonne zu vollenden, sondern 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 45 Sekunden. Das ist schon ein Unterschied. In einem normalen Jahr lassen wir den überzähligen Vierteltag aber einfach unter den Tisch fallen. Das geht auch gar nicht anders, denn wir sind es ja gewohnt, dass ein Tag von 0 bis 24 Uhr geht. Wo soll man da mit einem Viertel Tag hin?
Wenn wir ein paarmal einen Vierteltag ausfallen lassen, müssen wir ihn irgendwann als kompletten Tag wieder einfügen. Das geschieht alle 4 Jahre in einem sogenannten Schaltjahr. Ein Schaltjahr hat also einen zusätzlichen Tag, den 29. Februar, und ist somit 366 Tage lang.
Das Zeitchaos
Was passiert aber, wenn die überzähligen Vierteltage einfach nicht beachtet werden? Dann kommt es allmählich zu Verschiebungen. Die fallen zunächst kaum auf. Jedoch gibt es astronomisch gesehen ganz besondere, markante Zeitpunkte im Verlauf eines Jahres.
Das sind der kürzeste (Wintersonnenwende um den 21./22. Dezember) und der längste Tag (Sommersonnenwende um den 21./22.Juni) - gerechnet wird die Zeit, während der die Sonne über dem Horizont steht und uns ihr Licht schenkt.
Dann haben wir noch das Frühjahrsäquinoktikum (um den 21./22. März) und das Herbstäquinoktikum (am 21./22. September), wenn Tag und Nacht haargenau die gleiche Länge haben.
Betrachten wir den kürzesten Tag des Jahres - die Wintersonnenwende.
Nach unserem heutigen Kalender fällt dieses astronomische Ereignis auf den 21. oder 22. Dezember. Ohne Schaltregel würde die Wintersonnenwende alle 4 Jahre um einen Tag nach vorne rutschen. Nach 40 Jahren wären das schon 10 Tage Verschiebung! Der kürzeste Tag wäre dann der 31. Dezember. Nach 400 Jahren aber wären es schon 100 Tage! Die Wintersonnenwende würde also in den April verschoben! Dann könnten wir Weihnachten und Ostern am gleichen Tag feiern..
Der Julianische Kalender
Vor mehr als 2000 Jahren gab es noch kein einheitliches Kalendersystem. Manche Völker lebten nach dem Mondjahr (das ist 354 Tage lang), andere nach dem Sonnenjahr (das ist genau 365 Tage lang). Doch keines der beiden Zeitsysteme entspricht dem Astronomischen Jahr, also genau einer Umrundung der Sonne durch die Erde.
So ergaben sich immer wieder Verschiebungen der Kalenderdaten in Bezug auf den Sonnenstand, was durch unregelmäßig eingefügte Schalttage wieder ausgeglichen wurde (manchmal gab es auch mehrere Schalttage in einem Jahr!).
Julius Cäsar machte Schluss mit dem Wirrwar und führte mit seiner Kalenderreform den heute nach ihm benannten Julianischen Kalender ein. Dieser enthielt eine klare Regelung in Bezug auf Jahreslänge und das Einfügen von Schalttagen:
In jedem 4. Jahr soll dem 24. Februar ein zweiter 24. Februar folgen.
Durch diese Schaltregel kam man jetzt auf eine durchschnittliche Jahreslänge von 365,25 Tagen. Das war eine große Verbesserung, verglichen mit den Zuständen zuvor.
Allerdings gibt es immer noch eine Abweichung zum Astronomischen Jahr, denn das durchschnittliche Jahr ist nun zu lang, wir haben noch überzählige 11 Minuten und 15 Sekunden, die nicht beachtet werden. Das führte dazu, dass sich die Kalenderdaten alle 128 Jahre um einen Tag gegenüber dem Tag der Einführung des Julianischen Kalenders und gegenüber dem Sonnenstand verschoben.
Der Gregorianische Kalender
Ein Tag Verschiebung in 128 Jahren klingt zunächst nicht viel. Es führte aber dazu, dass sich der Kalender bis zum 16. Jahrhundert um ganze 10 Tage verschoben hatte! Und schon über 100 Jahre lang war man sich durchaus dessen bewusst, dass der Kalender dringend reformiert werden muss. Man zog Experten wie Regiomontanus und Kopernikus als Berater hinzu.
Die längst überfällige Nachbesserung des Kalenders wurde schließlich im Jahr 1582 unter Papst Gregor den XIII. durchgeführt. Dieser strich die zehn überzähligen Tage, sodass auf den 4. Oktober gleich der 15. Oktober 1582 folgte. Außerdem wurde die Schaltregel geändert:
Einen Schalttag erhalten Jahre, die ohne Rest durch 4 teilbar sind. Volle Jahrhundertjahre müssen außerdem noch durch 400 teilbar sein, um ein Schaltjahr zu werden.
1700, 1800 und 1900 waren also keine Schaltjahre, erst 2000 war wieder eines.
Als Schalttag wurde nun der 29. Februar festgelegt. Durchschnittlich gesehen hat ein Jahr nach dem Gregorianischen Kalender, nach dem wir übrigens heute noch leben, 365,2425 Tage. Damit ist das Jahr noch um 27 Sekunden länger als das natürliche Sonnenjahr.
3230 Jahre nach der Umstellung von 1582 hätte sich dieser Unterschied dann auf einen vollen Tag aufsummiert. Die Menschen, die dann leben, könnten einen regelmäßigen Schalttag ausfallen lassen, um die Abweichung zum Sonnenjahr wieder auszugleichen.
Warum ausgerechnet der 29. Februar?
Nach dem bäuerlichen Kalender begann früher das Jahr mit dem 1. März. Da war der Winter vorbei, die Felder konnten wieder neu bestellt werden. Demzufolge war der Februar der letzte Monat im alten Jahr. Der Schalttag wurde also an das Ende eines Jahres angehängt.
Unsere Monatsnamen deuten auch heute noch auf die alte Monatszählung hin. Mit dem März als ersten Monat war der September der 7. (lateinisch septimus bedeutet der Siebente), der Oktober war der 8. Monat (octavus - der Achte), November war der neunte Monat (novem - neun) und der Dezember schließlich war der zehnte Monat des Jahres (decem - zehn).
Das Kuriose an der Einführung des Gregorianischen Kalenders ist, dass er nicht in ganz Europa zur gleichen Zeit eingeführt wurde. Damals waren die Zeiten unruhig, die Kirche hatte sich gespalten, es gab Bauernaufstände, alles war im Umsturz begriffen und Europa war in viele kleine Fürstentümer, Grafschaften und Bistümer aufgeteilt, deren Herrschende eigene Regeln und Gesetze aufstellten. Den neuen Kalender übernahmen zunächst nur protestantisch geführte Regionen. Katholiken lehnten die Kalenderreform ab.
Das führte zu ganz paradoxen Situationen: Bewohner von Nachbardörfern lebten mit einem ganz anderen Datum. Somit beging man auch die religiösen Feiertage an unterschiedlichen Terminen. Ja nicht einmal der Wochentag stimmte überein, selbst wenn man nur wenige Kilometer auseinander wohnte! War es bei den einen Mittwoch, hatten die anderen schon Freitag..
Nach und nach schlossen sich immer mehr Länder und Regionen der Kalenderreform an und strichen die überzähligen Tage heraus. Das letzte Land war Russland im Jahr 1918! Zu diesem Zeitpunkt mussten bereits 13 Tage gestrichen werden, denn seit 1582 waren mehr als 300 Jahre vergangen. Die berühmte Oktoberrevolution 1917 fand noch während der Julianischen Zeitrechnung statt und heißt deshalb in Russland Novemberrevolution. Da hatte man in Russland schon November, während es im restlichen Europa noch Oktober war.